Ob Angst oder Langeweile:
Apps wie Youper können beim Bewältigen starker Gefühle in Krisenzeiten helfen
Die Gesundheits-App Youper verwendet wissenschaftsbasierte Techniken, um ihre NutzerInnen beim Bewältigen von Gefühlen zu unterstützen. In über 80 Prozent der Fälle hilft die App dabei, Gefühle von Sorge und Angst zu reduzieren.
Whether fear or boredom:
Apps like Youper can help you cope with strong emotions in times of crisis
The health app Youper uses science-based techniques to help its users manage their emotions. In over 80 percent of cases, the app was able to reduce feelings of worries and anxiety.
In Zeiten der Krise steigen die Sorgen und Ängste der Menschen. Das zeigt auch eine Auswertung der Interaktionen mit der amerikanischen Gesundheits-App Youper.
Jana Lasser, Hannah Metzler und David Garcia vom Complexity Science Hub Vienna haben sich zusammen mit Andrea Niles von Youper angesehen, welche Gefühle unter den UserInnen der App in den vergangenen Monaten dominiert habe. Dafür wurden 460.000 Interaktionen von 72.000 NutzerInnen der App ausgewertet.
In times of crisis, people’s worries and fears increase. This is also shown by an evaluation of interactions with the American health app Youper.
Jana Lasser, Hannah Metzler and David Garcia from the Complexity Science Hub Vienna, together with Andrea Niles from Youper, took a look at the feelings that have dominated among the users of the app in recent months. For this purpose, the scientists evaluated 460,000 interactions of 72,000 users of the app.
Sorgen und Ängste sind groß
Bei jeder Interaktion mit Youper wählen die US-amerikanischen NutzerInnen aus 25 Emotionen jene aus, die bei ihnen gerade vorherrschen, etwa Glück, Angst oder Dankbarkeit. In einem weiteren Schritt fragt die App ab, was das jeweilige Gefühl hervorruft.
Die Analyse der Daten zeigt, dass Ausdrücke von Sorge und Angst ab der zweiten Märzwoche stark angestiegen sind – ein Trend, den die ForscherInnen auch in Twitter-Daten gefunden haben.
People feel a lot of anxiety
For each interaction with Youper, the users choose from 25 emotions those that are currently predominant in their lives, such as happiness, fear or gratitude. In a further step, the app asks what could have evoked the respective emotion.
The data analysis shows that expressions of anxiety have risen sharply since the second week of March—a trend that the researchers also found in Twitter data.
Als wichtigste Gründe, die hinter diesem Anstieg stecken, nannten die App-Userinnen
- Sorgen über die Außenwelt,
- Interaktionen auf Social Media
- Gesundheit
As the most important reasons for their feelings, the app users named
- Worries about the outside world,
- Interactions on social media
- Health
Genauer betrachtet zeigt sich, dass es überwiegend Frauen sind, die sich sorgen und ängstigen.
A closer look reveils: It is predominantly women who are worried and anxious.
Männer und Kinder unter 18 weichen von diesem Trend ab.
Männer geben derzeit sogar öfter als vor der Epidemie an, sich “OK” zu fühlen.
Men and children under 18 deviate from this trend.
In fact, men are now claiming to feel “okay” even more often than before the epidemic.
Kinder wiederum sind zunehmend gelangweilt und müde. Das überrascht wenig. Zum Beispiel leiden 13- bis 18-Jährige, die nicht zur Schule gehen und ihre Freunde treffen können, vor allem darunter, „mit sich selbst allein“ zu sein. Sie geben am häufigsten an, gelangweilt zu sein, fühlen sich zunehmend aber auch müde, genervt oder besorgt.
Children on the other hand are increasingly bored and tired. This is not surprising. For example, teenagers (13 to 18 years) who cannot go to school and meet their friends suffer most from being “alone with themselves”. The kids most often reported being bored, but also increasingly felt tired, irritated or worried.
Nach der Abfrage der Gefühle schlägt die App in der Psychotherapie angewendete Aktivitäten vor, die dabei helfen sollen, mit den Emotionen besser umzugehen. Verwendet werden zum Beispiel Achtsamkeitsübungen, das bewusste Setzen von Zielen und andere erprobte Problemlösungstechniken.
Am Ende der Interaktion mit der App werden die NutzerInnen abermals über die Intensität ihrer Gefühle befragt. „Wir sehen, dass Youper den Menschen in mehr als 80 Prozent der Fälle dabei hilft, Gefühle von Sorge und Angst zu reduzieren“, erklärt Jana Lasser.
Die WissenschaftlerInnen sehen gut gemachte Apps deshalb auch als eine wertvolle Hilfe, um Menschen in Zeiten der Krise psychologisch zu unterstützen. „Apps sind kostengünstig, und die Nutzung ist nicht an Ort, Zeiten oder Personen gebunden“, so die Datenwissenschaftlerin. „Wir sehen gute Apps deshalb als eine niederschwellige Möglichkeit, mit den psychischen Folgen der Coronakrise besser zurechtzukommen.“
After querying the emotions, the app suggests activities, derived from psychotherapy, to help you deal better with the emotions. For example, exercises in mindfulness, goal setting and other proven problem-solving techniques are used.
At the end of the interaction with the app, the users are asked again about the intensity of their emotions. “We see that Youper helps people reduce feelings of anxiety in more than 80 percent of cases,” explains CSH-researcher Jana Lasser.
The scientists therefore see well-designed science-based apps as a valuable aid in providing psychological support to people in times of crisis. “Apps are inexpensive, and their use is not tied to place, time or therapists,” says the data scientist. “We therefore see good apps as a low-threshold way of coping better with the psychological consequences of the corona crisis”.