Die Weichen sind gestellt. Beim gestrigen Treffen des Complexity Science Hub mit der Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) und österreichischen Strafverfolgungsbehörden wurden neue Ermittlungsansätze diskutiert und erste Ergebnisse vorgestellt, wie Cyberkriminalität in Zukunft effizienter verfolgt werden kann.
Das Kriminalitätsphänomen Cybertrading erlebt einen enormen Zuwachs, und die Zahl der Fälle von Kindesmissbrauch im Internet explodiert. Während die Zentralstelle für Cybercrime Bayern (ZCB) im Jahr 2020 rund 1.100 Verfahren gegen mutmaßliche Täter im Bereich des sexuellen Missbrauchs von Kindern einleitete, waren es 2021 bereits über 3.200. “Das Jahr 2022 ging für uns mit fast 5.100 Verfahren zu Ende”, erklärt Thomas Goger, Oberstaatsanwalt in Bamberg und stellvertretender Leiter der ZCB, die Dimension des Problems. Und einen Abwärtstrend der Cyberkriminalität erkenne er nicht.
Wir müssen Netzwerke erkennen
Um hier mit neuen, modernen Methoden in einer digitalisierten Welt gegensteuern zu können, startete die ZCB im Juni 2022 eine Kooperation mit dem Complexity Science Hub. Durch netzwerkbasierte Ansätze, entwickelt vom Forschungsteam rund um Projektleiter Bernhard Haslhofer, kann die Effizienz der Ermittlungen gesteigert werden.
“Beide Kriminalitätsbereiche, die in den letzten Monaten Teil des Projekts waren – betrügerische Anlageplattformen im Internet sowie Finanzflüsse im Zusammenhang mit Kinderpornografie -, weisen einen starken Bezug zu Kryptowährungen auf”, so Haslhofer. Durch die Nachverfolgung dieser Finanzflüsse und deren Vernetzung können die Forschenden Zusammenhänge zwischen verschiedenen Fällen sichtbar machen. Dadurch ist es möglich, wesentlich gezielter zu ermitteln.
Erste Ergebnisse dieser Zusammenarbeit wurden nun bei der gestrigen Veranstaltung präsentiert. Gemeinsam mit den österreichischen Strafverfolgungsbehörden sowie Vertreter:innen der Stadt Wien wurden konkrete Umsetzungsstrategien diskutiert, um eine zukünftige Stoßrichtung zu entwickeln.
„Wir leben im Zeitalter der Digitalisierung. Morgen wird anders aussehen als heute. Das betrifft auch Cyberkriminalität und insbesondere Kindesmissbrauch. Deswegen ist es wichtig, dass wir heute schon über Methoden nachdenken, die wir auch morgen einsetzen können. Mich persönlich freut es, da einen Beitrag leisten zu können“, so Haslhofer.