Internetkriminellen auf der Spur – dank neuer Software

 

 

Im Kampf gegen Straftaten im Internet setzt die bayerische Justiz auf neue Computerprogramme: Diese können Zahlungsströme in verschiedenen Kryptowährungssystemen nachvollziehen und Ermittlungen im Darknet erleichtern.

Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) warnt vor zunehmender Internetkriminalität. “Kriminelle agieren länderübergreifend und verlagern ihren Handel mit verbotenen Waren wie gestohlenen Daten, Drogen, Waffen oder Kinderpornografie zunehmend auf den digitalen Schwarzmarkt”, sagte der Minister am Mittwoch in München. Deshalb müssten sich auch die Ermittler länderübergreifend aufstellen. Und man müsse sich zudem technisch wappnen.

Ermittlungserfolge dank neuer Technologien

 

 

Denn Straftäter im Internet nutzen häufig Kryptowährungen und sind im Darknet unterwegs, einem versteckten Teil des Internets, das weitgehende Anonymität bietet. Ermittler haben es deswegen schwer. Mithilfe von spezieller Computer-Software wollen bayerische Ermittler nun Straftätern im Netz schneller und einfacher auf die Spur kommen.

 

 

Konkret geht es darum, den Geldflüssen zu folgen und daraus Schlüsse zu ziehen. Justizminister Eisenreich nennt das eine gängige Strategie bei der Ermittlung von Kriminellen. Bei Kryptowährungen stießen Ermittler allerdings bislang oft an ihre Grenzen. Helfen soll nun ein neues Tool namens GraphSense. Das kann Zahlungsströme in Kryptowährungen nachvollziehen.

Ein “Kompass für die Kryptowährungswelt”

 

 

Möglich machen das Projekt Blockchain-Experten aus Wien. Sie arbeiten mit der niederländischen Forschungsgesellschaft TNO zusammen. Die TNO hat den “Dark Web Monitor“ entwickelt, einer Art Suchmaschine für das Darknet. Laut Eisenreich konnten damit in den vergangenen zwei Jahren mehr als 1,4 Millionen Darknet-Domains ermittelt werden.

 

 

Diese Daten, zusammen mit dem neuen Tool GraphSense, könnten insbesondere im Kampf gegen Kinderpornografie und Cyber-Betrug zu Ermittlungserfolgen führen, hofft Komplexitätsforscher und Blockchain-Experte Stefan Thurner, der Präsident des Complexity Science Hub Vienna (CSH). Es gehe darum den Ermittlern einen Kompass an die Hand zu geben, um sich in der “zunehmend komplexer werdenden Kryptowährungswelt zurecht zu finden”, so Thurner.

 

 

Dabei weist der Wissenschaftler auf eine große Herausforderung hin. Das Internet bleibt nicht stehen, sondern entwickelt sich weiter. Bitcoin sei nur der Anfang gewesen. “Mittlerweile sehen wir, dass kriminelle Transaktionen zunehmend auch durch dezentrale Finanzprodukte geschleust werden, für die es keine zentrale Anlaufstelle mehr gibt”, so Thurner. Als Beispiele dafür nennt der Blockchain-Experte dezentrale Exhanges wie UniSwap oder SushiSwap. “Was die tun ist, dass man von einer Kryptowährung in eine andere wechseln kann, ohne Mittelsmänner.”

Eisenreich verspricht mehr Personal

 

 

Die Folge: Die Transaktionen weisen laut Thurner “eine technische Komplexität auf, die mit den vorhandenen forensischen Tools kaum mehr beherrschbar sind”. Dennoch ist er zuversichtlich, mit GraphSense “die Herausforderungen zu meistern”.

 

 

Profitieren sollen die Spezialstaatsanwälte der Zentralstelle Cybercrime, die bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg angesiedelt ist. Dort arbeiten laut Justizminister Eisenreich mittlerweile 18 Staatsanwälte an Ermittlungen gegen Kriminalität im Internet. Die Zentralstelle soll noch in diesem Jahr personell aufgestockt werden, kündigte Eisenreich an.