Am Mittwoch wurden erneut schärfere Corona-Regeln angekündigt – sie treten allerdings erst nach Weihnachten in Kraft, für Silvester fällt die in Aussicht gestellte längere Gastro-Öffnungszeit. Ganz so wie früher laufen die Feiertage dennoch nicht ab. DER STANDARD gibt einen Überblick über das, was in den nächsten Tagen voraussichtlich gelten wird.

 

Frage: Wie ernst ist die Lage?

 

 

Antwort: Momentan sind die Infektionszahlen auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau – verglichen mit der heftigen vierten Welle, die Österreichs Intensivstationen erst kürzlich überlastet hat. Laut einem Arbeitsdokument der Corona-Ampelkommission ist die Lage durchwachsen: Das Burgenland ist demzufolge gelb, Wien, Niederösterreich, die Steiermark, Salzburg und der Gesamtstaat sind orange.

 

Doch das könnte sich angesichts der wohl deutlich ansteckenderen Omikron-Variante, von der es in Österreich bereits hunderte Fälle gibt, rasch ändern. Das Corona-Prognosekonsortium rechnet schon Anfang Jänner wieder mit 15.000 Neuinfektionen pro Tag, das wären so viele wie zu Spitzenzeiten der Pandemie. Das besorgt auch Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne): Im Ö1-“Morgenjournal” sagte er am Donnerstag: “Wir können nicht sehenden Auges in die Omikron-Welle gehen und keine Maßnahmen setzen.”

 

 

Frage: Was unternimmt die Regierung dagegen?

 

 

Antwort: Die hat einen neuen Krisenstab eingerichtet: Gecko. Das Experten- und Expertinnenteam hat sich am Dienstag konstituiert und der Regierung neue Maßnahmen vorgeschlagen. Konkret, so wurde am Mittwoch von der Spitze des Gremiums verkündet, werden nach Weihnachten die Einreiseregeln und die Regeln für Veranstaltungen verschärft.

 

 

Frage: Und was ist mit Weihnachten, was gilt da, was darf man tun?

 

 

Antwort: Das kommt auf den Immunstatus an. Ungeimpfte sind grundsätzlich im Lockdown, dürfen also, sofern sie nicht kürzlich genesen sind, das Haus nur aus bestimmten Gründen, etwa Arbeit und Impfen, verlassen. Zu Weihnachten – konkret von 24. bis 26. Dezember – wird es aber einen weiteren Ausnahmegrund geben: nämlich das Treffen von bis zu zehn Personen, auch dafür darf man dann hinaus, wenn man keinen 2G-Nachweis hat. Für die Gastronomie und den Handel braucht man einen solchen trotzdem.

 

 

Geimpfte und Genesene sind nicht im Lockdown, das heißt, sie können das Haus verlassen, wann immer sie wollen, können in den gesamten Handel, in Lokale und Kulturveranstaltungen oder in ein Hotel einchecken, Nachtgastronomie und Après-Ski sind aber geschlossen, für alle anderen Lokale gilt eine Sperrstunde um 23 Uhr. Für alle, egal ob geimpft oder nicht, gilt weiterhin in den allermeisten geschlossenen Räumen eine FFP2-Masken-Pflicht.

 

Frage: Was gilt zu Silvester?

 

 

Antwort: Darauf können nur vorläufige Antworten gegeben werden. Angesichts der schwierigen Lage trifft sich Gecko schon am Montag erneut, um weitere Maßnahmen zu beraten. Es kann sein, dass diese Silvester betreffen. Auch ein neuerlicher Lockdown wird nicht ausgeschlossen.

 

 

Stand Donnerstag aber soll es auch zu Silvester den erweiterten Ausnahmegrund vom Lockdown für Ungeimpfte geben. Eigentlich hatte die Regierung auch angekündigt, dass die frühe Sperrstunde zu Silvester fällt, das hat sie aber zurückgenommen und sogar verschärft: Ab Montag müssen die Lokale schon um 22 Uhr zusperren. Das heißt, nach 22 Uhr dürfen Ungeimpfte zu zehnt draußen oder daheim weiterfeiern, Geimpfte in Runden von bis zu 25 Personen. Wobei: Die Kontrolle dessen wird sich schwierig gestalten, anlasslos darf die Polizei nicht in den privaten Wohnraum, um zu überprüfen, ob dort Corona-Regeln eingehalten werden.

 

 

Frage: Was ändert sich sonst noch ab Montag?

 

 

Antwort: Da kommen auch neue Regeln für Veranstaltungen. Zusammentreffen ohne zugewiesene Sitzplätze sollen ab Montag nur noch für maximal 25 Personen möglich sein – und zwar drinnen wie draußen, dabei gilt weiterhin die 2G-Regel. Werden die Plätze zugewiesen, so können maximal 500 Personen zusammenkommen. Höchstens 1.000 Teilnehmer sind gestattet, sofern zusätzlich zur 2G-Regel ein PCR-Test verlangt wird. Bis zu 2.000 Personen dürfen an einem Event teilnehmen, wenn diese dreifach geimpft sind und zusätzlich ein PCR-Test vorgelegt wird.

 

 

Das ist eine Vereinfachung und zum Teil auch eine Verschärfung der Regeln. Bisher gab es unterschiedliche Höchstgrenzen für draußen, drinnen mit und ohne Sitzplätze, aber grundsätzlich nur die 2G-Pflicht.

 

 

Frage: Was ist mit Reisen?

 

 

Antwort: Auslandsreisen sind für alle möglich, egal ob geimpft oder ungeimpft – eine Reise ist ebenfalls ein Ausnahmegrund vom Lockdown für Ungeimpfte. Wobei das Gesundheitsministerium betont: “Die Ausreise darf jedoch nicht erfolgen, um die nationalen Bestimmungen (Lockdown Ungeimpfte) zu umgehen.”

 

 

Was Einreisen angeht, so kommt es darauf an, aus welchem Land man kommt. Momentan dürfen aus Angola, Botswana, Eswatini, Lesotho, Malawi, Mosambik, Namibia, Sambia, Simbabwe und Südafrika nur EWR-Bürger und -Bürgerinnen einreisen. Dazu brauchen sie einen PCR-Test und müssen dennoch mindestens fünf Tage in Quarantäne. Zu diesen Staaten kommen am Samstag noch Großbritannien, Norwegen, Dänemark und die Niederlande. Ausgenommen von der Quarantänepflicht sind dreifach Geimpfte mit PCR-Test.

Für alle anderen Staaten gilt die 2G-plus-Regel, wobei der dritte Stich vom PCR-Test befreit. Ohne PCR-Test oder Booster muss man bis zur Vorlage eines PCR-Tests in Quarantäne, Ungeimpfte und Nichtgenesene müssen mindestens fünf Tage in Quarantäne.

 

 

Frage: Wie beurteilen Expertinnen und Experten die Lage?

 

 

Antwort: Laut Katharina Reich, Chief Medical Officer und Leiterin der Gecko-Kommission, folgen die neuen Regeln den Empfehlungen der Kommission. Das heißt im Umkehrschluss: Zumindest aus der Gecko-Runde hat sich niemand für schärfere Maßnahmen, etwa einen generellen Lockdown, ausgesprochen – im Moment. Denn unter Experten und Expertinnen wird betont: In Bezug auf Omikron gebe es noch einige offene Fragen, es könne durchaus sein, dass man die Lage in wenigen Tagen anders beurteilen müsse.

 

 

So sah etwa Christiane Druml, Vorsitzende der Bioethikkommission und auch Gecko-Mitglied, schon vor wenigen Tagen im Interview mit dem STANDARD einem neuerlichen Lockdown für alle im Jänner entgegen. Die Virologin Dorothee von Laer sprach sich kürzlich im Kurier für eine 1G-Regel aus. Der Komplexitätsforscher Peter Klimek sagte am Dienstag dem ORF, es könnte unter Umständen vernünftiger sein, schnell durch die Omikron-Welle durchzutauchen, als durch ein Abflachen der Kurve die Infrastruktur zu gefährden – nämlich dadurch, dass man zu viele dort tätige Personen in Quarantäne schickt.

 

 

Frage: Was sagen die betroffenen Branchen?

 

 

Antwort: Die sind zum Teil sauer. Mario Pulker, Obmann der Fachgruppe Gastronomie in der Wirtschaftskammer, sprach sich auf Ö1 angesichts der um eine Stunde vorgezogenen Sperrstunde für einen Rücktritt des Gesundheitsministers aus. Der Seilbahnenobmann und ÖVP-Abgeordnete Franz Hörl sprach schon im Vorfeld der Verkündung am Mittwoch von einem “Schlag ins Gesicht für die heimischen Tourismusbetriebe”. (Gabriele Scherndl, 23.12.2021)