Krise belastet vor allem Junge und lässt den Ärger wachsen
Psyche. Eine Studie der Uni Wien und des Complexity Science Hub hat die Stimmung und psychische Belastung in der Bevölkerung untersucht.
Wien. Die tiefgreifenden Auswirkungen der Coronakrise machen vor allem jüngeren Menschen in Österreich zu schaffen. Auf diesen Befund deuteten bereits erste Studien hin, nun zeigt sich dieser Trend auch in der Untersuchung Sars-CoV-2: Mental Health in Austria”. Bei jungen Menschen nehmen Suizidgedanken zu, so Studienleiter Thomas Niederkrotenthaler. Insgesamt sei der Ärger der Bevölkerung seit dem Herbst so groß wie nie”.
Bei der federführend von Forschern der Medizinischen Universität Wien und des Complexity Science Hub Vienna durchgeführten Untersuchung handelt es sich um eine seit April wiederkehrende Befragung von jeweils rund 1000 Personen im Abstand von drei Wochen. Die befragte Gruppe ist für die österreichische Gesamtbevölkerung repräsentativ, wie Niederkrotenthaler im Rahmen eines Onlinevortrages des Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds, der auch die Studie finanziert hat, erklärte. Bisher gab es zwölf Befragungswellen.
Aus diesem Grund könne man vor allem Veränderungen in der Stimmungslage im Krisenverlauf gut analysieren. Auch wenn der neuerliche Lockdown in den Daten noch nicht berücksichtigt sei, zeige sich zuletzt ein messbarer Anstieg des berichteten Ärgers. Dies gelte vor allem für Frauen, so Niederkrotenthaler. Im Zusammenhang mit den Maßnahmen zur Einschränkung der sozialen Kontakte sehe man seit September ein Auseinanderdriften der Positionen. Während sich eine Gruppe stärkere Maßnahmen wünscht, zeige sich diese gewisse Polarisierung” anhand einer wachsenden zweiten Gruppe, die für schwächere Maßnahmen plädiert.
Wie sich diese Stimmung im nun zweiten, harten Lockdown entwickelt, wird sehr interessant sein”, sagte der Wissenschaftler. Entspannung gab es für die Studienteilnehmer jedenfalls am ehesten in der Sommerperiode. Seit dem Herbst spanne sich die Situation aber wieder deutlich an.
Insgesamt wisse man allerdings noch nicht viel über die psychischen Langzeitauswirkungen solcher Krisen, sagte Niederkrotenthaler. Erste internationale Daten weisen zumindest darauf hin, dass es keinen Anstieg an Suiziden zu verzeichnen gibt. Das ist jedoch nicht über alle Bevölkerungsgruppen hinweg so, wie Niederkrotenthaler betont: Junge haben deutlich mehr Suizidgedanken.” (APA)