Nach dem Plan ist vor dem Plan

 

 

Eine Stufe statt drei? Oder doch vier? Kaum ist der Coronaplan fertig, kommen die ersten Korrekturideen. Man kann das unstet finden, aber tatsächlich gibt es Verbesserungspotenzial.

 

 

Soschnell geht das also. Am Mittwoch wurde der Corona-Stufenplan prä[1]sentiert, Ende der Woche melden die Ersten Reparaturwünsche an. Der Wiener Bürgermeister, der zunächst lobte, der Plan entspreche dem Wiener Weg”, und gar keinen Grund sah, regional zu verschär[1]fen, forderte am Samstag auf Öl: Alle Stufen fusionierenund gleich starten. Auch der Ge[1]sundheitsminister denkt bereits über eine Stufe vier des dreistufigen Plans und – jetzt doch – überkostenpflichtige Tests nach.

 

 

Ziemlich unstet, die Politik, könnte man zynisch anmerken: Erst zustimmen, dann al[1]les besser wissen? Man kann es aber auch so sehen: Manches, was als politischer Kompromiss zusammengebastelt wurde, schaut bei nähererBetrachtung auch so aus – gebastelt. Zumindest an manchen Ecken. So holpert – da hat die oberste Amtsärztinrecht – die Maskenregelung. Eine FFP2-Pflicht im Handel für Ungeimpfte und eine Empfeh[1]lung für Geimpfte ist nicht nur schwer zu überprüfen, sondern hat auch ordentlich Konfliktpotenzial: Ungeimpfte, die sich ge[1]outet” fühlen; Masken tragende Geimpfte, die fürchten, ungeimpft” auszusehen; skep[1]tisch beäugte Maskenlose – und mittendrin: Angestellte, die die Emotionen abkriegen. Man könnte verstehen, wenn Geschäftsinha[1]ber ihr Hausrechtanwendenund Maske für alle” vorschreiben. Womit man erst wieder nicht vorab weiß, was wo gilt. Nicht von un[1]gefähr kommt auch die Wiener Stufen-Kritik: Es spricht einiges dafür, zumindest mit Stufe zwei gleich zu beginnen. Erstens ist deren Er[1]reichen eh absehbar (Anfang Oktober). Zwei[1]tens weist Komplexitätsforscher Peter Klimek zu Recht darauf hin, dass die Stufe eins de facto schon in Wien gilt und auf die vierte Welle wenig Eindruckgemacht hat.

 

Auch sonst gäbe es Nachbesserungsbe[1]darf: So hat der Wiener Gesundheitsstadtrat eingestanden, dass im Kindergarten eine kontrollierte Durchseuchung stattfindet. Die Sicherheit im Kindergarten wurde von Bund und Ländern nie ernsthaft mitgedacht. Ge[1]rade für Eltern, die nicht ganz gesunde Kin[1]der haben, bedeutet das: Angst und Stress. Genauer hinsehen muss man auchbeim Kleingedruckten des Plans: Wenn – und so klingt es – ab Stufe zwei eine Impfpflicht für alle Beschäftigten der Nachtgastronomie kommt (außer sie sind genesen), darf man das nicht so verstecken, dass dieser Fakt so[1]gar Gipfelteilnehmern nicht klar ist. Das ist keine Fußnote, sondern das Soft Opening einer Debatteüber Branchen-Impfpflichten.

 

 

Apropos reden: Abjetzt sollen also Haus ärzte verstärkt über die Impfung aufklären. Man dachte ja, das passiert längst. An sich ist das Einzelgespräch ein guter Ansatz, um die Impfrate zu heben. Denn es gibt eine Grup[1]pe, die empfänglich wäre, für die aber weder ein Geh impfen!” noch ein Geh impfen, sonst…” reicht. Jene, die unsicher sind, weil sie die Fülle an Informationennicht aufihre Situation herunterbrechen können. Jedoch haben wohl nicht alle einen Hausarzt oder Lust, sich wegen einer Frage ins Wartezim[1]mer zu setzen. Da braucht es weitere Dialog[1]ideen. Vielleicht Fragestunden im Park oder analog zu den WienerImpf- und Test-Boxen Frageboxen”. Oder jedes andere Format, das bietet, was viele offenbar noch brauchen: persönliche Antworten.