Die Gäste auf Einladung der Bildungsgruppe des Weltladens waren bunt gemischt: Elektrohandwerker mit jahrelanger PV-Erfahrung, Vizebürgermeister, Klimastadträtin, Gemeinderat, HAK-Lehrerin, Schulworkshopleiterin, Bankmitarbeiter aus dem Investmentbereich, Kleinwasserkraftprojektbetreuer, Radlobbyaktivist, Stadtbaudirektor.
Referent Anton Pichler forscht gegenwärtig am Complexity Science Hub, einer internationalen Forschungscommunity in Wien. Sein Schwerpunkt liegt in der Modellierung einer gelingenden Energiewende, die das Ziel der Begrenzung der Erderwärmung auf unter 2 Grad (besser 1,5 Grad) von Paris 2015 im Auge hat. Von seiner Fähigkeit, die Energiewende in all ihrer Komplexität zu sehen und zu referieren, vor allem auch die ökonomische Dimension ins Spiel zu bringen, profitierte die dynamische Gesprächsrunde sehr.
„Die Energiewende ist schon im Gange, das zeigen die exponentiellen Entwicklungen bei installierten PV-Kapazitäten, die Dynamiken in der Elektrospeichertechnologie und die Tatsache, dass heute die Erneuerbaren schon die billigsten Energiequellen geworden sind“, lautete seine mit vielen Statistiken belegte Kernaussage. Die Energiewende brauche aber von allen Akteuren Tempo, Entschiedenheit und neue Regelwerke. „Je schneller die Wende zu erneuerbaren Energiequellen realisiert wird, umso geringer sind die gesamtgesellschaftlichen Kosten dafür, je länger sie verzögert wird, je länger die Wirtschaft auf klare Vorgaben der Politik warten muss, umso teurer wird sie.“
Energiewende ist große demokratiepolitische Herausforderung
Neben Gewinnern der Energiewende werde es auch Verlierer geben. Daher müsse die mit der Energiewende eng verbundene Dekarbonisierung der gesamten Gesellschaft, also das Loslösen von fossilen Energieträgern wie Kohle, Erdöl und Erdgas, auch mit vielen sozialen Begleitmaßnahmen vonstattengehen. Die Energiewende sei eine große demokratiepolitische Herausforderung. Damit sie gelingt, müsse insgesamt in der Gesellschaft eine „positive Erzählung“ darüber etabliert werden. Denn, so der engagierte und dynamische Referent: „Die Energiewende in der kurzen Zeit, die angesichts der Klimaziele noch zur Verfügung steht, zu schaffen, ist ein absolut lohnenswertes gesamtgesellschaftliches Ziel. Sie ist sehr komplex, alles andere als einfach. Wenn alle an allen wichtigen Hebeln anpacken und sie zum gemeinsamen Projekt wird, ist es möglich!“
Raphael Kößl und Hermann Wagner freuten sich als Veranstalter sehr über die Offenheit der Gäste, die intensive Diskussion und die Fülle der Detailthemen, die angesprochen wurden.