In Echtzeit
Dispo, 13. 07. 2020
Ein Konsortium arbeitet an der Echtzeit-Simulation von Veränderungen in Wertschöpfungsnetzwerken.
Visualisierung steht auch im Zentrum eines Forschungsprojekts in Oberösterreich. Logistiker des Josef Ressel Zentrums am Campus Steyr der FH Oberösterreich arbeiten an einer detaillierten Simulation von Veränderungen in Wertschöpfungsnetzwerken – und zwar nahezu in Echtzeit. Als Teil des Covid-Krisenstabes der Bundesregierung arbeiten sie gemeinsam mit Forschungspartnern dem Complexity Science Hub (CSH) Vienna, der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmed) und dem Institut für Produktionswirtschaft und Logistik der Universität für Bodenkultur (Boku) an Simulationen zur Versorgungssicherheit der Bevölkerung. Partner aus der Wirtschaft sind die BMW Group und die Hofer KG. Das Simulationsprogramm stellt anschaulich dar, wie es beispielsweise um die Lebensmittel-Versorgungssicherheit auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene bestellt ist. Das Tool zur “Systemischen Risikoanalyse für die Lebensmittel-Versorgungssicherheit in Österreich” (Syri) soll politische Entscheidungsträger beim In Echtzeit Management der Krise unterstützen, indem die lokale Situation simuliert und analysiert werden kann. Markus Gerschberger, der Leiter des Josef Ressel Zentrums, gibt ein Beispiel für die Kooperation mit den Unternehmenspartnern: Die ausgelieferten BMW-Pkw würden künftig ein Signal senden, während sie sich auf dem Weg vom Werk zum Kunden befinden, “und dieses Signal wird in unserer Echtzeitlösung verarbeitet werden. Natürlich immer unter Beachtung der Privatsphäre der Lkw-Fahrer. Zum Beispiel sendet der Pkw dann Infos, wenn er den Hafen erreicht hat, aufs Schiff verladen wurde.” Das Tool erlaubt bereits jetzt, Filial-Standorte und ihre Bestände sowie den Kalorienbedarf der Bevölkerung auf regionaler Ebene zu beobachten. Das lässt es zu, etwaige Engpässe in Zeiten von Quarantänemaßnahmen regional zeitgerecht zu erkennen und zu vermeiden. Die Corona-Krise war übrigens nicht der Anlass für das Projekt: Bereits Anfang 2019 gestartet, verfolgte es das Ziel, ein Wertschöpfungsnetzwerk inklusive der Material-, Transport-, Informations- und Finanzflüsse umfassend zu simulieren. “Für Unternehmen waren Echtzeitinformationen in Liefer- und Lagernetzwerken schon vor Covid-19 ein Zukunftsthema”, sagt Markus Gerschberger. Diese Erkenntnisse können nun auch im Zusammenhang mit der Corona-Krise angewendet werden.