Ich habe keine Ahnung, wie er das macht, aber ich kenne ihn eigentlich nur so, komplett gechillt“, sagt Sibylle Hamann über Rudolf Anschober. Die grüne Nationalratsabgeordnete wurde vom grünen Sozial- und Gesundheitsminister letztes Jahr aus dem Journalismus in die Politik geholt, man kennt einander gut. „Diese Entspanntheit, dieses Sich-rausnehmen-Können, dieses Bewusst-einen-Schritt-zur-Seite-Treten, um sich einen Überblick zu verschaffen, das sind alles Techniken, die er sich zugelegt haben muss, nachdem er sein Burnout überwunden hat“, glaubt Hamann. „Ich bin einfach so, das ist keine Rolle“, sagt Anschober.
Und was sagt Agur? Wenn es jemanden gibt, der Anschober an Sanftmut überbietet, dann ist das sein zehn Jahre alter, fast 50 Kilo schwerer, leicht angegrauter Golden Retriever, der Anschober durch den Tag begleitet, als wäre er der Glücksdrache Fuchur aus Michael Endes Roman „Die unendliche Geschichte“. Agur liebt es, am Donaukanal, wo ihn Anschober frühmorgens und abends spazieren führt, auf die vorbeifahrende U-Bahn zu warten, die er dann hechelnd mit wedelndem Schweif und hängenden Lefzen bestaunt. Er hasst Autofahren, dafür schwärmt er für alles, was auf Schienen daherkommt. Und natürlich ist er nicht kamerascheu. Agur ist das perfekte Accessoire auf vier Pfoten für einen grünen Minister, der ihn auf seinem Instagram-Account auch immer wieder fotografiert, aber gerade nur so oft, dass es nicht zu gewollt wirkt.
Willkommen in der Welt von Rudolf Anschober, 59 Jahre alt, geboren in eine tiefschwarze Familie, ergrünt, nachdem ihn ein Gymnasiallehrer für den zivilgesellschaftlichen Widerstand und die Anti-Atomkraft-Bewegung begeisterte. Gelernter Volksschullehrer, zwischendurch kritischer Journalist unter Pseudonym für Basta, Wiener und Profil, Buchautor, Wegbereiter für die grüne Regierungsära in Oberösterreich, 2012 Burnout, ganz offen im Umgang damit, zuletzt Kämpfer für das Bleiberecht integrierter Asylwerber in Allianz mit allen, die noch klassisch schwarz und nicht türkis sind im Land.