#Corona: Logistikum-Forscher*innen unterstützen Covid-Krisenstab der Bundesregierung

Die FH OÖ Expert*innen des Josef Ressel-Zentrums am Campus Steyr arbeiten an der detaillierten Simulation zur Versorgungssicherheit der Bevölkerung. Durch die Vernetzung der Daten von Herstellern, Handel und Haushalten können Versorgungsengpässe zeitgerecht erkannt und vermieden werden. Die Logistik-Expert*innen der FH OÖ Sie sind die einzigen Vertreter*innen einer österreichischen Fachhochschule im Krisenstab.


Presseaussendung APA Science (APA, 07.05.2020) – Mit der Visualisierung von Veränderungen in Wertschöpfungsnetzwerken nahezu in Echtzeit beschäftigt sich ein Josef Ressel Zentrum (JRZ) an der Fachhochschule (FH) Oberösterreich Campus Steyr. In der Coronakrise arbeiten die Experten mit dem Covid-Krisenstab zusammen. In Kooperation mit Forschungspartnern werden Simulationen zur Versorgungssicherheit entwickelt, heißt es in einer Aussendung.

Im Rahmen der Arbeit im Covid-Krisenstab entwickeln die Experten zusammen mit Forschern des Complexity Science Hub (CSH) Vienna, der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmed) und dem Institut für Produktionswirtschaft und Logistik der Universität für Bodenkultur (Boku) ein Simulationsprogramm, mit dem anschaulich dargestellt wird, wie es beispielsweise um die Lebensmittel-Versorgungssicherheit auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene bestellt ist. Das Tool zur “Systemischen Risikoanalyse für die Lebensmittel-Versorgungssicherheit in Österreich” (SYRI) soll politische Entscheidungsträger beim Management der Krise unterstützen, in dem die lokale Situation simuliert und analysiert werden kann.

So könnten etwa bereits jetzt “Filial-Standorte und ihre Bestände sowie der Kalorienbedarf der Bevölkerung auf regionaler Ebene beobachtet” werden. Das lasse es zu, etwaige Engpässe in Zeiten von Quarantänemaßnahmen regional zeitgerecht zu erkennen und zu vermeiden, heißt es seitens der CDG. Das ursprüngliche Ziel des Anfang 2019 gestarteten Forschungszentrums ist es, ein Wertschöpfungsnetzwerk inklusive der Material-, Transport-, Informations- und Finanzflüsse umfassend zu simulieren. “Für Unternehmen waren Echtzeitinformationen in Liefer- und Lagernetzwerken schon vor Covid-19 ein Zukunftsthema”, so Zentrumsleiter Markus Gerschberger. Diese Erkenntnisse können nun auch im Zusammenhang mit der Coronakrise angewendet werden.

Josef-Ressel-Zentren werden vom Wirtschaftsministerium über die Christian-Doppler-Gesellschaft (CDG) gefördert. Als Vorbild für dieses auf Fachhochschulen zugeschnittene Programm dienen die Christian-Doppler-Labors, wo Universitäten mit Firmen zusammenarbeiten. Im Fall des “Josef Ressel Zentrum für Echtzeitvisualisierung von Wertschöpfungsnetzwerken” sind dies die BMW Group und Hofer KG.

https://science.apa.at/rubrik/politik_und_wirtschaft/Versorgungssicherheit_Forscher_unterstuetzen_Krisenstab/SCI_20200507_SCI40111351054480814?fbclid=IwAR2wiPKInm71fFe8DNWOgv_51_A4Fo7nEBZgv9hJcMl4tfZPxOGWXqiY-hM

­­


 

Interview mit Markus Gerschberger, Leiter des Josef Ressel Zentrums (OÖN, Steyr):

3 Fragen an… Markus Gerschberger

Der Professor an der FH Steyr leitet das Josef Ressel Zentrum (JRZ), das mit seiner Forschungstätigkeit zur Logistik den Krisenstab der Bundesregierung berät.

1Kern Ihres Forschungsprojektes ist es, Lieferketten und Marktlagen nahezu in Echtzeit darzustellen. Wie geht das? Mit GPS-Daten vielleicht?

Richtig – zum Beispiel werden zukünftig die fertigen Pkw von BMW ein Signal senden, während sie sich auf dem Weg vom Werk zum Kunden befinden, und dieses Signal wird in unserer Echtzeitlösung verarbeitet werden. Natürlich immer unter Beachtung der Privatsphäre der Lkw-Fahrer, z.B. sendet der Pkw dann Infos, wenn er den Hafen erreicht hat, aufs Schiff verladen wurde.

2Woher weiß man, wie viel in einer Region mehr oder weniger verzehrt wird?

Wir arbeiten mit tagesaktuellen Bestandsdaten der Lebensmitteleinzelhändler.

3Bei welchen Waren haben sich Engpässe abgezeichnet, oder stand immer genügend Angebot zur Verfügung?

Diese Frage ist pauschal schwer zu beantworten. Natürlich kennen wir das Beispiel WC-Papier oder Germ. Unser Modell ist aber eine Stufe strategischer gedacht, z.B. wenn die Meldung kommt, dass Russland die Getreideexporte stoppen wird. Dann ist es unsere Aufgabe, sagen zu können, in welchen der vom Ministerium definierten Produktgruppen (30 Produktgruppen wurden als kritisch für die Versorgung der Bevölkerung definiert, wie Reis, Milchprodukte, Fleisch) es wann in welchem Ausmaß zu Problemen kommen könnte.