“Kein Wegboostern”
Omikron zwingt zum Umdenken, so Komplexitätsforscher Klimek. Bevor Spitäler übergehen, kommt es zum Ausfall des Personals.
Von Michael Jungwirth
Vor einer Woche meinte Komplexitätsforscher Peter Klimek, Omikron sei keine Welle, sondern eine Wand. Tatsächlich breitet sich die neue Variante deutlich rascher aus als Delta oder andere Corona-Mutationen. Daraus zu schließen, dass Österreich vor der größten Herausforderung seit Ausbruch der Pandemie stehe, sei keineswegs gesagt.
“Wir müssen die Zahlen anders lesen als bisher”, erklärt Klimek, der dem gestern Abend tagenden Prognosekonsortium angehört, im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Im Laufe des heutigen Tages soll die neue Prognose veröffentlicht werden, die Corona-Kommission soll morgen ihre Empfehlungen abgeben. “Es kommen andere Herausforderungen auf uns zu als bisher”, versichert Klimek, der seit Ausbruch der Pandemie die Regierung berät.
Zwar sei in der Zwischenzeit deutlich geworden, dass sich Omikron in Österreich nicht anders verhält als in anderen Ländern. Auch hierzulande nimmt Omikron bereits deutlich an Fahrt auf. Früher oder später werden bei den Neuinfektionen wohl alle bisherigen Rekordwerte (mehr als 16.000 Fälle an einem Tag) deutlich übertroffen werden.
Alle weltweit verfügbaren Daten deuten allerdings auf einen milderen Krankheitsverlauf hin mit entsprechenden Konsequenzen für Spitäler und Intensivstationen. Bevor die Spitäler übergehen, dürfte es zum Ausfall des Gesundheits- und Pflegepersonals kommen , warnt Klimek vor der neuen Ausgangslage, die nicht minder ernst ist. Um den Kollaps von Krankenhäusernzu verhindern, wurden in der USA die Quarantänedauer für das Gesundheitspersonal verringert.
Wegen Krankenständen haben zahllose Airlines in den letzten Tagen einen Teil der Flüge aus dem Pro[1]gramm genommen. Ob Österreich ohne Lockdown die Omi[1]kron-Welle bewälti[1]gen kann, darüber will Klimek nicht speku[1]lieren. Man kann Omikron nicht wegboostern. Zwar biete die Impfung keinen Schutz vor einer Infektion, sie schütze allerdings vor schwe[1]ren Verläufen.