Sorgen um den kroatischen Sommer
Die österreichische Reisebranche blickt mit Argusaugenin das Hochinzidenzland Kroatien und appelliert eindringlich an die Politik, Maßnahmenzu setzen.
Astrid Jäger, Uwe Sommersguter und Markus Zottler
Viel spricht dafür, dass im Sommer 2021 Urlaub am Meer möglich sein wird. Die Sehnsucht nach den Mittelmeerstränden ist groß, weiß Max Schlögl, Geschäftsführer von Gruber Reisen, dem größten Reiseanbieter für Kroatien in Südösterreich. “Die Buchungen steigen, aber es ist noch ein Rest Unsicherheit spürbar”, sagt er der Kleinen Zeitung. “Niemand will bei einer Rückkehr in Quarantäne gehen müssen”, bei einer entsprechend hohen Inzidenz in einem Urlaubsland ist das aus heutiger Sicht nicht auszuschließen. Konkret hängt es auch davon ab, wie die EU den Grünen Pass ausgestaltet. Und davon, ob Covid in den Urlaubsdestinationen im Griff ist.
Vor diesem Hintergrund ist ein Brief zu sehen, den mehrere Reiseanbieter, darunter Gruber, in der Vorwoche unter anderem an das kroatische Tourismusministerium gerichtet haben. Steigende Covid-19-Zahlen just in Kroatien hatten die Unternehmen alarmiert. “Und wegen des Umstandes, dass in wenigen Wochen Kommunalwahlen abgehalten werden, haben wir befürchtet, dass die Politik vor unpopulären Entscheidungen wie einem Lockdown zurückschreckt, und appelliert, Maßnahmen zu setzen”, so Schlögl. Wir haben uns Sorgen um die Sommersaison gemacht. Bleiben die Zahlen so hoch wie jetzt aktuell gilt Kroatien als Hochinzidenzland , wäre das nicht nur für den kroatischen Tourismus verheerend, sondern ein neuer herber Rückschlag für österreichische Reiseanbieter.
Mittlerweile stünden die Zeichen aber wieder auf Entspannung. “Die Kurve geht nach unten, die Tendenz ist fallend”, verweist der Gruber-Chef auf aktuelle Zahlen des Complexity Science Hub Vienna. Auch ohne Lockdown in Kroatien bin ich sehr zuversichtlich für den Sommer . Ein Grund seien das hohe Impftempo in der Tourismusbranche und andere Maßnahmen wie etwa ein Gütesiegel für Beherbergungsbetriebe, die ein Sicherheitskonzept vorweisen. “Das haben wir auch zusätzlich zu unseren eigenen Maßnahmen”.
Die kroatische Regierung habe erkannt, “wie wichtig ein ernsthafter Umgang mit der Pandemie für die Tourismuswirtschaft des Landes ist, und aus den Fehlern des Vorjahres gelernt”, pflichtet Claudia Apel, Sprecherin der Falkensteiner Hotels, bei. Das landesweite Sicherheitskonzept nennt sich “Safe Stay in Croatia”, dazu gehört, dass noch im Mai sämtliche Beschäftigte im Tourismus eine Impfung erhalten. Eintrittstests würden zwar noch auf Freiwilligkeit basieren, bei Falkensteiner gehe man aber davon aus, dass die Standards an die anderer EU-Länder angepasst würden. Bei Falkensteiner würden sie schon gelten. “Wir erwarten eine gute Sommersaison mit vielen österreichischen Gästen”, sagt Apel.
Ähnlich optimistisch ist die Kärntner Reiseunternehmerin Andrea Springer. Wie der Mai und der Juni aussehen, sei wegen der derzeit hohen Infektionszahlen fraglich, räumt sie ein, viele würden auch auf einen späteren Zeitpunkt ausweichen. Aber in Bezug auf den Sommer mache ich mir keine Sorgen. Man wird problemlos auf Urlaub fahren können, das wollen die Leute auch.
In diese Kerbe schlägt auch Franz Lanschützer, Großaktionär und Aufsichtsratsvizechef von Valamar, Kroatiens größtem Tourismusunternehmen. Dort liegen die Buchungen im Camping-Bereich derzeit sogar um fünf Prozent über jenen von 2019 , berichtet er. “Wenn die Leute reisen dürfen, machen sie das”, sagt der Unternehmer. Um schnell zu ergänzen: Zumindest, wenn es nicht zu viele Einschränkungen gibt.
Diesbezüglich gebe es in Bezug auf die nächsten beiden Monate noch einige Fragezeichen. Lanschützer hofft auf den Grünen Pass, zugleich nimmt Valamar selbst das Heft in die Hand. 700 Mitarbeiter seien bereits geimpft, bei jenen, die noch keine Impfung bekommen haben, werde häufig getestet.
Falkensteiner rechnet mit einem Start der kroatischen Tourismussaison Ende Mai, Anfang Juni. Gruber-Chef Schlögl geht mit den Öffnungen in Österreich am 19. Mai von steigenden Buchungen von Meeresdestinationen aus. Wir fahren unsere Reisebüros hoch.