Vereinheitlichung: Was uns jetzt blühen kann
Unüberhörbar ist der Ruf nach bundesweiten Regeln – und Thema beim Corona-Gipfel am Freitag. Die „Krone“ hat sich angeschaut, worauf man sich letztlich einigen könnte.
Stetig steigende Zahlen, da haben acht Bundesländer – bis auf das Burgenland – schon individuell ihre Maßnahmen verschärft. Sie gelten entweder bereits bzw. ab 8. November. Immer mehr Stimmen sprechen sich gegen den Maßnahmen-Fleckerlteppich aus. Das weiß auch Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein und kündigt für den Corona-Gipfel an: „Vereinheitlichungen werden ein Thema sein.“
OÖ plant Verschärfungspaket
Dem Vernehmen nach will jedenfalls die Landespolitik in Oberösterreich nicht mehr länger darauf warten, was im Bund passiert: Das Land dürfte mit einem eigenen Verschärfungspaket vorpreschen. Wie die „Krone“ erfuhr, u.a. mit einer Impflotterie nach Vorbild des Burgenlands.
Salzburg erwartet sich „ein konstruktives Gespräch sowie einen gut abgestimmten, gemeinsamen Weg für etwaige weitere Maßnahmen“. Kärntens Landeschef Peter Kaiser erhofft sich bundeseinheitliche Regelungen – „spätestens ab Stufe 4“, so Kaiser zur „Krone“ – und will das am Freitag auch besprochen wissen.
Wien verlängerte Maßnahmen bis Ende November
Wien hat ja zuletzt seine deutlich strengeren Maßnahmen bis Ende November verlängert. Angesichts der steigenden Zahlen berät die Bundeshauptstadt aber heute wieder mit Fachleuten mögliche neue Maßnahmen. Mit dem Ergebnis will Bürgermeister Michael Ludwig „auch in die Beratungen mit den Landeshauptleuten“ gehen, wie er der „Krone“ sagt. Er spricht sich „sehr für einheitliche Maßnahmen bundesweit aus“.
Vorarlberg hat zwar wieder eine generelle Maskenpflicht im Handel eingeführt, sich aber mit weiteren Verschärfungen zurückgehalten – eben, weil bundesweite Maßnahmen erwartet würden, hieß es. Tirols Landeschef Günther Platter will weiter auf eine bundesweit möglichst gleiche Vorgehensweise pochen, „um die Bevölkerung nicht noch mehr zu verunsichern“.
„Maßnahmen, die rasch wirken“
Niederösterreich erwartet sich „endlich ein bundeseinheitliches Vorgehen, um das Vertrauen der Bevölkerung wieder zurückzugewinnen“, so Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig – und zwar „Maßnahmen, die rasch wirken“.
Die Bevölkerung muss wissen, dass die Grenzen der Behandelbarkeit gegeben sind. Und dass ein Kollateralschaden für andere Patienten entsteht.
Richard Greil, Vorstand der Uni-Klinik Salzburg, zum ORF
Steiermark-Landeschef Hermann Schützenhöfer sagt: „Es ist an der Zeit, den Fakten ins Auge zu sehen. Wir müssen jetzt alles tun, um einen vierten Lockdown zu verhindern.“ Verrät aber nicht, was er damit meint.
Von FFP2-Pflicht im Handel bis 2,5G am Arbeitsplatz
Aber worauf könnte man sich bundesweit einigen? Wo sind die Bundesländer schon rigider als der Bund?
- Maskenpflicht: Bei der FFP2-Pflicht im gesamten Handel treffen sich die meisten Bundesländer – nämlich alle eben bis auf das Burgenland. Das wäre wohl tatsächlich keine große Umstellung, wenn das auch bundesweit gelten würde – und warum eigentlich nicht sofort? Es wäre die einfachste Maßnahme mit großem Effekt, wie wir von Experten bereits von den vorangegangenen Wellen kennen. Die Maskenpflicht auch in Museen, Bibliotheken und Co. haben weniger Länder eingeplant.
Die wirkungsvollste Maßnahme wäre die Erhöhung der Impfquote. Sonst helfen Abstand, Maske tragen, 2- bzw. 2,5G-Regel.
Thomas Szekeres, Ärztekammer-Präsident, zu Ö1
- 2G (geimpft, genesen) für die Nachtgastronomie und große Veranstaltungen: Da kommen ebenfalls fast alle Bundesländer zusammen, es fehlen nur Vorarlberg und Burgenland. Eine bundesweite Verschärfung könnte man hier vielleicht zumindest andenken – die Nachtgastronomen sind naturgemäß nicht davon erfreut. „Das wäre unser Tod“, meinte einst Sprecher Stefan Ratzenberger zur „Krone“.
- 2,5G (geimpft, genesen, PCR-getestet) im medizinischen Bereich für Heime, Spitäler und Co.: Das haben Steiermark und Tirol angedacht. Experten, darunter Virologin Monika Redlberger-Fritz, sprechen sich für Maske etwa in Warteräumen bei Arztpraxen aus.
Die Frage ist, ob die Maßnahmen noch rechtzeitig wirken können, wenn wir die 400er-Grenze bei den Intensivbetten dann schon erreicht haben.
Komplexitätsforscher Peter Klimek zur „Krone“
- Impflotterie: Das Burgenland hatte mit einer solchen Erfolg, dort haben sich seit Mitte September 79.400 Personen zur Lotterie angemeldet, sie dürfen auf Sachpreise hoffen. Oberösterreich plant dem Vernehmen nach auch eine Impflotterie, der Rest steht einer solchen kritisch gegenüber. So etwa Landeschef Schützenhöfer treffend: „Mit Gesundheit spielt man nicht.“
S. Schober/C. Ortner/C. Pucher/V. Graf/
F. Kimeswenger/A. Drnek/C. Miehl/J. Traby/N. Frings