Wenn’s läuft, dann läuft’s Wissenschaftler und Künstler haben “Supersträhnen”

Wissenschaftler und Künstler arbeiten ein Leben lang intensiv an ihren Erfolgen – oder etwa doch nicht? Tatsächlich haben die meisten von ihnen einfach einen Lauf: US-Forscher haben herausgefunden, dass die bedeutendsten Werke und die wichtigsten Forschungsergebnisse während einer “Supersträhne” entstanden sind. Das heißt, in einem vergleichsweise überschaubaren Zeitraum. Wie kann das sein?

Albert Einstein hatte seine geniale “Supersträhne” 1905. Bildrechte: IMAGO

Es waren sehr viele Daten, die in die Analyse von Dashun Wang und seinem Team von der Northwestern University im US-Bundesstaat Illinois eingeflossen sind. Die Lebensläufe von insgesamt 3.480 Künstlern, 6.233 Filmregisseuren und 20.040 Forschern aus mehreren Jahrhunderten haben sie untersucht. Das Ergebnis: Die zweit- und drittbesten Werke der Personen lagen oft zeitlich sehr nahe an der besonders erfolgreichen Arbeit, erklärt die Komplexitätsforscherin und Co-Autorin Roberta Sinatra vom Complexity Science Hub Vienna. Die Forscher haben ihre Studie in der renommierten Fachzeitschrift “Nature” veröffentlicht.

Wir sprechen deshalb von einem ‘Hot Streak’: einem ‘Lauf’.

Roberta Sinatra, Central European University Budapest

Als Beispiel für berühmte Wissenschaftler mit so einer “Supersträhne” nennen die Forscher den Physiker Albert Einstein. Der hatte im Jahr 1905 innerhalb von nur wenigen Monaten drei Arbeiten verfasst, die die moderne Physik revolutionieren sollten. Bei den Künstlern lasse sich etwa bei Vincent van Gogh Ähnliches beobachten: Seine erfolgreichsten Bilder malte er in seiner kreativsten Phase – so wie beispielsweise die berühmten Sonnenblumen oder das Bild “Sternennacht über der Rhône”.

Besucherinnen einer Ausstellung betrachten zwei Sonnenblumen-Gmälde von Vincent van Gogh
Die Sonnenblumen von Vincent van Gogh Bildrechte: IMAGO

Die Erfolgssträhne hält aber leider nicht sehr lange an: Bei Künstlern reicht sie den Forschern zufolge über etwa 5,7 Jahre, bei Filmemachern dauere sie etwa 5,2 Jahre und bei Wissenschaftlern gerade einmal noch durchschnittlich 3,7 Jahre. Der “Lauf” in der Wissenschaft ist also deutlich kürzer als der in der Kunst.

Dass es einen bestimmten Zeitpunkt für das erfolgreichste Werk einer Person gibt, hatten bereits frühere Studien gezeigt, sagt Sinatra. Wann der jedoch kommt, ist völlig unklar: Das einflussreichste Werk kann zu jeder Zeit im Leben entstehen, so die Komplexitätsforscherin. Und auch wie dieses Kreativitäts-Hoch zustande kommt, sei noch völlig unklar. Wenn es aber einmal da ist, muss man es auch nutzen: Etwa zwei Drittel der Künstler und Wissenschaftler haben nämlich nur einen einzigen solchen Erfolgs-Lauf im Leben.

Methodik Der Erfolg der einzelnen Arbeiten wurde bei Kunstwerken durch den erzielten Preis bei Auktionen bestimmt und bei Filmen durch die Bewertungen auf der International Movie Database (IMDb). Als Maßstab für den Einfluss einer wissenschaftlichen Veröffentlichung galt die Anzahl der Zitierungen in den ersten zehn Jahren nach Erscheinen des Artikels.

(Quelle: dpa/kie)