Warum die Zahlen massiv steigen
3727. Die Zahl der Covid-19-Neuinfektionen, die am Mittwoch gemeldet wurde, ist hoch. Höher als an den Tagen zuvor. Doch welche Aussagekraft hat diese eine Zahl noch, etwa vor dem Hintergrund der Impfrate? „Die Zahl der Neuinfektionen ist immer noch ein Indikator für die Dynamik des Infektionsgeschehens“, erklärt Simulationsforscher Nikolas Popper (TU Wien).
Doch nur auf diese Zahl zu starren, davor rät er ab. Denn das Infektionsgeschehen wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst: Impfrate, Anzahl der Infektionen, die ansteckendere Delta-Variante. „Der Anstieg ist in fast allen Bundesländern ähnlich, es sind fast alle Altersgruppen betroffen, auch in anderen europäischen Ländern zeigt sich eine ähnliche Dynamik“, erklärt Peter Klimek, Komplexitätsforscher am Science Hub Vienna. „Ist der Anstieg auf unterschiedlichen Ebenen zu beobachten, müssen auch Umwelteinflüsse im Spiel sein.“ Ein solcher ist die Saisonalität, der witterungsbedingte Rückzug in geschlossene Räume und der damit einhergehende Anstieg der Infektionen.
Fehlende Daten, auch nach eineinhalb Jahren Pandemie
Aufgrund dieser Faktoren sowie der unbestimmten Dunkelziffer was durchgemachte Infektionen angeht, sind Prognosen aktuell schwierig. Auch nach mehr als eineinhalb Jahre Pandemie fehlt wichtiges Datenmaterial. Allein der Trend ist klar: Die Dynamik geht nach oben. „Was wir sehen ist, dass zu wenige Menschen geimpft sind“, sagt Popper. 65,2 Prozent der heimischen Bevölkerung haben zumindest eine Impfung erhalten, 61,9 sind grundimmunisiert. Am wahrscheinlichsten sei, so Klimek, dass sich der Anstieg mit einer „erheblichen Schwankungsbreite“ fortsetzt.
Die nachhaltigste Maßnahme, um gegenzusteuern, ist Impfen, wie ein Blick auf die Inzidenzraten zeigt. In der Altersgruppe der 12- bis 17-Jährigen liegt die Inzidenz bei vollständig Geimpften bei 62. Bei den nicht vollständig Geimpften hingegen bei 529,9.
Die Lage in den Spitälern
„Oft können wir uns solche Anstiege nicht mehr leisten“, sagt Klimek mit Blick auf die Hospitalisierungsrate, die bei zehn Prozent liegt. In absoluten Zahlen bedeutet dies: 962 Menschen liegen im Spital, 218 Menschen auf Intensivstationen. Rechnerisch sei, so Klimek, eine Überlastung der Spitalskapazitäten möglich. Wie wahrscheinlich dies ist, hängt davon ab, ob die Infektionszahlen bei älteren Menschen weiter steigen. Tritt dies ein, „steigt auch die Hospitalisierungsrate“.