Massentests sinnvoller als ein dritter Lockdown

 

In gewissen Regionen Test-Wiederholung sinnvoll. Für Kanzler Kurz handeln Testverweigerer „schwer fahrlässig“.

Als „sinnvolles Mittel“, um die Covid-19-Zahlen in den Griff zu bekommen und einen dritten Lockdown zu verhindern, bezeichneten Experten in einem vom Bundeskanzleramt veranstalteten Hintergrundgespräch die geplanten Massentests mit Antigen-Schnelltests. Es brauche auf jeden Fall Wiederholungen der Tests, allerdings nicht unbedingt bundesweit, sondern in Regionen mit höheren Zahlen oder gezielt in Betrieben, Schulen, Alters- und Pflegeheimen, Spitälern.

Herausfiltern. Man sollte sich vor Augen halten, dass man sich einen neuen „Shutdown nicht mehr leisten“ könne, sagt die Leiterin des Instituts für Tropenmedizin an der Meduni Wien, Ursula Wiedermann-Schmidt. Mit den verfügbaren „hochwertigen Tests“ gelange man in 15 bis 30 Minuten zu einem Ergebnis. Vorausgesetzt, die Bevölkerung mache in ausreichendem Ausmaß mit, ließen sich die gefürchteten asymptomatischen Virusträger, die keine Symptome ausweisen, aber eine hohe Virenlast besitzen, herausfiltern.

 

Für Oswald Wagner, Leiter des klinischen Instituts für Labormedizin am Wiener AKH, sind die anstehenden Massentests die einzige Chance, um einer Verlängerung des Lockdowns entgegenzuwirken. Wagner verteidigt ausdrücklich das Konzept, keinen PCR-Test, sondern nur Antigentests einzusetzen. Letztere zielten auf die hohe Viruslast ab, bei PCR-Tests würden auch Leute gefunden werden, die nicht mehr infektiös seien. Da die Antigentests dennoch eine gewisse Fehlerquote aufweisen, sollen jene Personen, die ein positives Ergebnis aufweisen, an Ort und Stelle ein zweites Mal getestet werden.

 

Unter der Annahme einer Dunkelziffer in Österreich von zwei bis vier Prozent könnten rund 90.000 Menschen gefunden werden, die potenziell als Superspreader fungieren, wenn rund zwei Drittel der Bevölkerung mitmachen, so Stefan Thurner vom Complexity Science Hub Vienna (CSH). Apropos mitmachen: Bundeskanzler Sebastian Kurz übt schon vor Beginn der Massentests Kritik an Corona-Testverweigerern, die sich möglicherweise nicht testen lassen wollen, um so vielleicht einer Quarantäne zu entgehen. Das wäre „schwer fahrlässig“, sagte er am Montagabend im „Puls 4/Puls 24“-Bürgerforum.

 

Mehr zu den Massentests lesen Sie auf den Seiten 13 und 16/17.