43.000 Fälle, stabile Spitäler: Gezerre um Lockerungen
WIEN / LINZ. Über die Corona-Maßnahmen streiten Bundes- und Landespolitik; die Experten-Prognose für Oberösterreich hat sich verbessert
Auf rund 3000 wird die Sieben-Tage-Inzidenz in Oberösterreich in der zweiten Februarwoche steigen. Diese Prognose gab am Donnerstag Simulationsforscher Niki Popper bei den Beratungen mit Landeshauptmann Thomas Stelzer (VP) ab. Der Höhepunkt der Omikron-Welle soll weniger stark als bisher vorhergesagt ausfallen, zuletzt war von 4000 bis 4500 die Rede. Gestern betrug die Inzidenz im Land 2100.
3000 ist sehr hoch, aber in den Spitälern dürfte das Coronavirus nicht so massiv wie in früheren Wellen aufschlagen. Popper erwartet rund 50 Intensivpatienten am Höhepunkt Ende Februar/Anfang März (gestern 14). Zuletzt lag die Prognose bei 70 bis 85, also auch hier gibt es eine Verbesserung. Die neue Prognose beruht laut Popper vor allem auf einer “verbesserten Datenqualität”.
“Wir sind mittendrin, die Welle baut sich noch auf”, sagte Stelzer: “Aber es dürfte sich bestätigen, dass es eine nicht mehr ganz so schlimme Krankheit ist.”
Bundesweit wurden gestern 43.053 Corona-Neuinfektionen verzeichnet – auch bereinigt um die 6009 Nachmeldungen aus Wien so viel wie noch nie. Die Zahl der Spitalspatienten ist um einen auf 1315 gesunken, jene der Intensivpatienten um 17 auf 180. Ein Unsicherheitsfaktor sei laut Erfahrungen aus Dänemark der Omikron-Subtyp, der die Welle verlängern könnte, so Stelzer: “Unsere Messlatte bleibt das Gesundheitssystem, die Belastung der Spitäler.” Er fordert einen mit Experten abgestimmten mittelfristigen Plan für Lockerungen.
Das Gezerre ist voll im Gang. Während Regierungschef Karl Nehammer (VP) laut Bundeskanzleramt erst über Lockerungsschritte sprechen will, “wenn die Infektionszahlen spürbar fallen”, forderte Vorarlbergs Landeschef Markus Wallner (VP), der aktuell auch Vorsitzender der Landeshauptleute-Konferenz ist, gestern beispielsweise ein rasches Ende der 2G-Regel im Handel (“jeder Tag ein verlorener Tag”). Salzburgs Wilfried Haslauer (VP) sprach sich auch für 3G bei Dienstleistern aus (2G sei “nicht mehr gerechtfertigt”, weil sich Geimpfte und Ungeimpfte infizierten und beide Gruppen auf den Normalstationen seien). Beide verlangten eine spätere Sperrstunde als 22 Uhr, sie ist für Wallner “Unsinn”.
Aus dem Gesundheitsministerium von Wolfgang Mückstein (Grüne) hieß es: Maßnahmen wie 2G-Regel, Maskenpflicht und vorgezogene Sperrstunde “haben sich bewährt und bleiben vorerst aufrecht”. Die Corona-Ampelkommission warnte vor “vorschnellen Öffnungsschritten”. Komplexitätsforscher Peter Klimek: Dass keine Spitäler-Überlastung drohe, liege an den Schutzmaßnahmen.
“Populistische Forderungen”
Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SP) unterstützt die Entscheidung der Regierung, nur den Lockdown für Ungeimpfte zu beenden. Wolle man keinen weiteren Lockdown, seien Maßnahmen wie 2G sinnvoll. Der stv. SP-Klubchef Jörg Leichtfried mahnte, evidenzorientiert zu handeln und nicht “populistischen Forderungen wie aus den westlichen Bundesländern” einfach zu folgen. Auch forderte er eine Strategie zu Long-Covid. Schon 170.000 Menschen seien betroffen, das Problem werde großteils ignoriert.