Experten sprechen bereits vom nächsten Lockdown im März
WIEN. Die Voraussetzungen für einen neuerlichen Anstieg sind der Zahlen sind gegeben, befürchtet Bernd Lamprecht.
Die Freiheiten, die nach den jüngsten Lockerungsschritten wieder langsam spürbar sind, könnten zeitlich begrenzt sein. Experten sprechen bereits vom nächsten Lockdown im März. Die Regierung kündigte gestern an, dass sie weitere sechs Millionen Impfdosen beschaffen wird.
Ein Ausblick auf die nächsten Wochen:
Das Infektionsgeschehen
Am Mittwoch lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei 100,4 Fällen pro 100.000 Einwohnern. In Tirol ist der Wert mit 80,1 am besten, gefolgt von Oberösterreich mit 84,6. Salzburg ist mit einem Wert von 131,8 Fällen Schlusslicht.
Steigt die Sieben-Tage-Inzidenz wieder auf 200, dann gilt ein neuerlicher Lockdown als schwer vermeidbar. Virologen und Simulationsforscher gehen davon aus, dass dieser Wert spätestens in der zweiten Märzwoche erreicht wird.
Die Einflussfaktoren
In Deutschland liegt die Inzidenz bei 68, dennoch wird der Lockdown weitgehend verlängert. “Man versucht, mit der nötigen Disziplin bessere Zahlen zu erreichen, vielleicht ist das schlauer”, sagt Bernd Lamprecht, Vorstand für Lungenheilkunde am Keplerklinikum. Die Voraussetzungen für einen neuerlichen Anstieg sind in Österreich gegeben. “Kälte, Lockerungen, neue Varianten – das wird eine problematische Mischung”, befürchtet Lamprecht. Erst mit dem Frühling würden die Zahlen sinken. Auch Simulationsexperte Peter Klimek geht von einer Wende im Frühjahr aus, über den Sommer könnten die Zahlen niedrig bleiben.
Die Mutanten
Vorerst wird eine Erhöhung der Zahlen durch neue ansteckendere Virusmutationen – hier vor allem die britische und die südafrikanische – erwartet. In Virologenkreisen wird damit gerechnet, dass spätestens in sechs Wochen 90 Prozent aller Corona-Fälle auf diese Mutationen zurückzuführen sein werden, da sich diese “fitteren” Viren durchsetzen werden.
Die Daten
Zuletzt gab es Unklarheiten über die Zahl der Mutationen. Virologe Andreas Bergthaler sprach von 293 Südafrika-Fällen in Tirol, die AGES von 163. Die Unterschiede ergeben sich daher, dass die AGES alle Sequenzierungen mit Name und Adresse zuordnet, während in den Labors die Abstriche untersucht werden. Dadurch ergaben sich Doppelzählungen. Laut Zahlen der AGES wurden bis gestern bundesweit 171 südafrikanische und 580 britische Mutationsfälle bestätigt.
Die Immunität
Die Erkenntnisse über das Coronavirus nehmen zu, mittlerweile weiß man, dass Covid-19 keine Krankheit wie Masern ist, die man nur einmal bekommen kann. International zeigen sich nach etwa einem halben Jahr erstmals wieder Reinfektionen. In Österreich geht man von einer aktuellen Immunität von zehn Prozent aus, berichtet Lamprecht. Rund drei Prozent wurden bisher geimpft, sieben Prozent dürften eine Infektion bereits durchgemacht haben. Die Zahl der laborbestätigten Infektionen liegt bei 4,8 Prozent.
Die Impfung
Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne) kündigte gestern an, dass Österreich zusätzlich 4,7 Millionen Impfdosen von Moderna (Ende des zweiten Quartals verfügbar) sowie 1,3 Millionen des französischen Impfstoffs von Valneva (Ende des Jahres lieferbar) beschafft. Insgesamt hat Österreich damit 30,5 Millionen Impfdosen im Wert von 388,3 Millionen Euro bestellt. Was nicht verbraucht wird, soll auf dem Weltmarkt weiterverkauft werden.
Video: Lungen-Experte Bernd Lamprecht zum AstraZeneca-Impfstoff
Mit der Impfung könnten dem Virus die Giftzähne gezogen und schwere Krankheitsverläufe vermieden werden, sagt Lamprecht. Beißen werde es aber weiterhin. “Man darf jetzt nicht erwarten, dass es mit einer Impfung auf alle Zeit getan ist”, warnt Lamprecht.