Prognose: Omikron-Welle womöglich in erster Jänner-Woche

 

 

Von nachrichten.at/apa   22. Dezember 2021 15:54 Uhr

WIEN. Die erwartete Omikron-Welle könnte bereits in der ersten Jänner-Woche Österreich voll erfassen.

 

 

Das geht aus der Prognose des Covid-Prognosekonsortiums hervor. Diese Aussichten wurden am Mittwochnachmittag als ein mögliches, aufgrund der Datenlage realistisches Szenario veröffentlicht.

Doppelte bis drei Mal so schnelle Ausbreitung

 

 

Die Experten haben ihren Berechnungen die Annahme zugrunde gelegt, dass Omikron sich doppelt bis drei Mal so schnell ausbreitet wie die Delta-Variante und eine effektive Reproduktionszahl zwischen 1,5 bis 2,4 aufweist. Was von den Zahlen in Österreich gestützt wird, wo die Virus-Variante erstmals Ende November nachgewiesen wurde und sich seither rasant häuft. Das Konsortium geht davon aus, “dass die Omikron-Variante binnen weniger Wochen dominant wird und bei ungebremstem Anstieg noch im Jänner 2022 den bisherigen Höchststand an täglichen Neuinfektionen übertreffen könnten”. Ein langsameres Wachstum der Omikron-Variante sei “bislang nicht mit den beobachteten Verläufen der Infektionskurve in Ländern zu vereinbaren, die bereits eine höhere Omikron-Prävalenz aufweisen”.

Mehr als 15.000 Neuinfektionen Anfang Jänner

 

 

Konkret ist bei einer angenommenen effektiven Reproduktionszahl von zumindest 1,97 und der Voraussetzung, das zehn bis 20 Prozent aller Infektionen mit SARS-CoV-2 auf die Omikron-Variante zurückgehen, schon in der ersten Jänner-Woche hierzulande mit mehr als 15.000 neuen Corona-Fällen pro Tag zu rechnen. Inwiefern Omikron zu schweren Verläufen und Spitalsaufenthalten führt, kann dem Konsortium zufolge noch nicht seriös eingeschätzt werden. “Es ist plausibel, dass eine bereits durchgemachte Infektion bzw. eine doppelte Impfung zu einem gewissen Grad auch vor schweren Verläufen schützt”, heißt es in dem Policy Brief der Experten. Berücksichtigt man die Tatsachen, dass inzwischen 70 Prozent der Gesamtbevölkerung ein aktives Impfzertifikat haben und etliche eine Infektion hinter sich bzw. eine Covid-19-Erkrankung durchgemacht haben, “ist zumindest für die Omikron-Variante eine reduzierte Hospitalisierungsrate zu erwarten”, meint das Gremium.

Klimek: “Nichts davon ist gut”

 

 

Für den an dem “Policy Brief” des Covid-Prognosekonsortiums beteiligten Komplexitätsforscher Peter Klimek sind in Bezug auf Omikron immer noch viele Fragen offen. Man habe bei der Prognose für Anfang 2022 angenommen, dass die neue Variante einen zwei- bis dreifach erhöhten Wachstumsvorteil hat. “Nichts davon ist gut”, so Klimek im Gespräch mit der APA, aber es hätten davor auch noch deutlich schlimmere Szenarien kursiert.

 

 

Die Reproduktionszahl der Delta-Variante in Österreich liege aktuell bei 0,75 bis 0,8. Das heißt, dass ein Infizierter im Schnitt knapp weniger als eine weitere Person ansteckt. Unter der “optimistischeren Annahme” zu Omikron mit ungefähr verdoppelter effektiver Reproduktionszahl gegenüber der Delta-Variante sei damit zu rechnen, dass jedenfalls in Richtung Ende Jänner bis Anfang Februar die bisher höchsten Werte an Neuinfektionen pro Tag in Österreich von um die 15.000 wieder erreicht werden. Unter pessimistischen Annahmen “kann das auch schon Anfang Jänner der Fall sein”.

 

 

Auch bei der Frage des Schutzes vor einem schweren Krankheitsverlauf gehen die Szenarien noch auseinander. Vieles komme auf die Altersverteilung unter den Infizierten an. Wenn auch in Österreich die Omikron-Infizierten zu Beginn der neuen Welle, wie in Großbritannien beobachtet, eher jung sind und die neue Variante sich bei Infektion als gleich gefährlich entpuppen wie bei der Delta-Variante, würde die 33-Prozent-Grenze bei der Intensivstationenbelegung erst bei rund 20.000 Neuinfektionen pro Tag über einen längeren Zeitraum erreicht.

 

 

Dass sich unter diesen Annahmen quasi mehr Fälle ausgehen, ohne dass die Intensivstationen gleich so unter Bedrängnis geraten, wie in der vierten Welle gesehen, liege daran, dass seither mehr Menschen entweder durch Impfung oder durchgemachte Krankheit schon mit den Virus zu tun hatten, erklärte Klimek. “Das Ganze sieht aber anders aus, wenn sich das dann mehr in die älteren Altersgruppen hinein verschiebt. Dann könnte sein, dass wir nicht um die 20.000 Neuinfektionen am Tag aushalten, sondern mitunter nur 10.000”.