Wiens Bürgermeister und Landeshauptmann Michael Ludwig (SPÖ) verwies am Donnerstag auf die dramatische Lage in den Intensivstationen. Er betonte zugleich, dass man schon zuvor mit verstärkten Tests und intensivierter Kontaktverfolgung Schritte unternommen habe. Dass die verschärften Maßnahmen trotz der dramatischen Lage erst in einer Woche in Kraft treten, verteidigte Ludwig damit, dass man auch die rechtlichen Voraussetzungen schaffen müsse – mehr dazu in wien.ORF.at.
Niederösterreichs ÖVP-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner verteidigte die Maßnahmen, nachdem man sich erst nach tagelangem Ringen geeinigt hatte. Die Lage in Niederösterreich sei, was die Intensivstationen betreffe, deutlich weniger dramatisch als in Wien, sagte Mikl-Leitner. Sie hoffe, mit den Maßnahmen genug Zeit bis Ende Mai zu erkaufen. Dann sollen alle über 49-jährigen Impfwilligen geimpft sein, so der Plan. Kritik gab es dagegen von der Opposition – mehr dazu in noe.ORF.at
Auch im Burgenland traf die Entscheidung auf geteilte Reaktionen, die Opposition zeigte sich überwiegend kritisch und warf wie in Niederösterreich Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) schwere Versäumnisse vor – mehr dazu in burgenland.ORF.at.
Kritik von Fachleuten
So wie der Komplexitätsforscher Peter Klimek gehen auch die Virologin Dorothee von Laer und der Epidemiologe Gerald Gartlehner davon aus, dass der kurze Lockdown nicht reichen wird, um eine echte Trendwende auf den überlasteten Intensivstation zu bringen. Gartlehner kritisierte, dass die Maßnahmen zu spät kommen und zu kurz dauern. Eine Spur zuversichtlicher war Von Laer: „Ob das ausreicht, bezweifle ich. Wahrscheinlich reicht es nicht aus. Aber vielleicht haben wir ja Glück.“
„Homöopathische Dosis“
Gartlehner geht davon aus, dass der Oster-Lockdown verlängert wird. „Diese fünf, sechs Tage sind eine homöopathische Dosis, das wird die Infektionszahlen nicht nachhaltig ändern.“ Gartlehner konnte dem Ganzen aber auch etwas Positives abgewinnen: „Zumindest ist die Realität anerkannt worden. Am Montag hat man noch geglaubt, dass nichts passiert.“
Die Politik könnte aber „gleich mit offenen Karten spielen“ und die unangenehme Wahrheit sagen, „dass es sich mit fünf bis sechs Tagen nicht ausgehen wird“, so der Experte für Evidenzbasierte Medizin der Donau-Universität Krems.
„Gehen mit enorm hohen Zahlen in Frühling“
Gartlehner sagte auch, dass die kritische Situation nicht auf die Ostregion beschränkt bleiben werde. In Tirol sei man jetzt dort, wo Wien vor zwei, drei Wochen war. „Früher oder später wird überall die gleiche Situation eintreten.“ Erleichterungen erwarte er erst in drei Monaten, Ende Juni, wenn ausreichend Menschen immunisiert seien und wenn nichts dazwischenkomme. „Wir gehen mit enorm hohen Zahlen in den Frühling.“ Die Lage sei daher ganz anders als letztes Jahr.
Von Laer: „Durchkommen“ vielleicht möglich
„Eher spät und eher kurz“ – so beurteilte von Laer im APA-Gespräch die Maßnahmen inklusive Kurzzeit-Lockdown für die Ostregion zu Ostern. Es sei zu hoffen, dass die Menschen bereits in der Woche bis Ostern die Warnungen ernst nehmen und sich entsprechend verhalten.
Einen Lichtblick bzw. möglichen Auswege aus der verfahrenen Situation ohne Verlängerung des Lockdowns nach Ostern sah von Laer jedoch: Sollten Maßnahmen wie die auf alle Innenräume ausgeweitete FFP2-Maskenpflicht sowie die Betriebstests eingehalten werden, könne man vielleicht mit Glück auch so – „ohne das wirtschaftliche Leben groß einzuschränken“ – bis Ende Mai, wenn deutlich mehr Menschen geimpft sein sollten, „durchkommen“.
Zuspitzung auch in anderen Ländern
Wie Gartlehner sieht auch von Laer eine Zuspitzung der Lage in den anderen Bundesländern voraus. Schließlich wisse man auch, dass sich die Infektionen auf den Intensivstationen gewöhnlich mit einer Verzögerung von drei, vier Wochen bemerkbar machen.
Dass ähnliche Maßnahmen wie im Osten notwendig werden, hielt von Laer für „nicht unwahrscheinlich“, aber prognostizieren könne man das nicht. Den übrigen Bundesländern könne der Faktor Zeit bzw. das hoffentlich bald Fahrt aufnehmende Impftempo helfen. In der Zwischenzeit sei vor allem intensives Contact-Tracing wichtig.
Anschober appelliert an Bevölkerung
Gesundheitsminister Anschober verteidigte seinerseits die „Osterruhe“ und appellierte an die Bevölkerung, sich an die Maßnahmen zu halten. Diese „werden uns helfen, die schwierige Herausforderung zu schaffen. Entscheiden werden wir aber selbst. Tagtäglich mit unserem Beitrag, mit Verantwortung und Zusammenhalt – wir können und werden ein Teil der Lösung sein“, sagte Anschober.