CoV-Mutation in Wien „weiter fortgeschritten“

 

Peter Klimek von der Medizinischen Universität Wien sieht in den CoV-Mutationen den „Startschuss einer neuen Phase der Pandemie“. Und man müsse „leider davon ausgehen, dass Wien da weiter fortgeschritten ist“, dass sich die britische Variante B.1.1.7 festsetzt.

Wien hatte ja 539 positive Coronavirus-Proben auf das Vorliegen der B.1.1.7-Mutation überprüfen lassen. In 66 Proben und damit zwölf Prozent der Fälle konnte die Mutation nachgewiesen werden, hieß es von der Stadt am Freitag – mehr dazu in CoV: Zwölf Prozent mit Mutation.

 

„Alles aufmachen werden wir sicherlich nicht können“

 

Klimek rechnet damit, dass man laufend neue Varianten finden wird. „Und Varianten, die stärker ansteckend sind, müssen sich auf kurz oder lang fast durchsetzen. Und von daher ist es jetzt nur der Anfang einer Entwicklung, der Startschuss einer neuen Phase der Pandemie, wo wir Woche für Woche wahrscheinlich neue Varianten entdecken werden mit anderen Eigenschaften“.

 

Wien heute, 22.1.2021

Auf die Frage, ob er ein Ende des Lockdowns am 8. Februar für realistisch halte, meinte Klimek: „Alles aufmachen werden wir sicherlich nicht können. Wenn wir mit den Zahlen weit genug runter kommen, sind vielleicht erste sanfte Öffnungsschritte möglich, sofern wir sie mit begleitenden Schutzmaßnahmen auch absichern. Stichwort FFP2-Masken oder Reintesten, oder Antigen-Tests.“

 

Er sprach sich dafür aus, die Lockerungen nicht an einem bestimmten Datum festzumachen. „Ganz entscheiden ist, dass wir da nicht mehr beginnen in Zeithorizonten zu denken, sondern wichtiger wäre, dass wir klare Ziele haben. Wenn wir bei der Sieben-Tage-Inzidenz bei 50 pro 100.000 über die Woche gerechnet landen, dann können wir gravierende Schritte setzen, weil dann das Tracing wieder funktioniert“.

 

Zahlen aus England nicht auf Wien umlegen

 

Klimek warnt, die Zahlen aus England eins-zu-eins auf Österreich und Wien umzulegen, da es in England ganz andere Maßnahmen gegeben habe und auch das Verhalten der Bevölkerung ein anderes gewesen sei. „Und wir müssen da mehr Daten aus Österreich und Wien sammeln um zu sehen, wie stark das Wachstum in Wien tatsächlich ist“, so Klimek.

 

Aber wie ansteckend ist die britische Mutation nun wirklich? „Nach ersten Schätzungen aus England sind wir davon ausgegangen, dass das in etwa 50 Prozent sind, um die es höher ansteckend ist. Die letzten Untersuchungen deuten darauf hin, dass es eher etwas geringer sein könnte, aber keinesfalls um so viel geringer, dass wir Entwarnung geben können. Wir müssen nach wie vor davon ausgehen, dass diese Variante auf kurz oder lang das Infektionsgeschehen übernehmen wird, sollten nicht noch ansteckendere Varianten kommen“, sagte Klimek.

 

Johnson sieht Hinweise auf höhere Sterblichkeit

 

Die erstmals in England nachgewiesene Coronavirus-Mutation B.1.1.7 ist nach britischen Erkenntnissen offenbar tödlicher als frühere Virusvarianten. Es gebe mittlerweile „Hinweise“, dass die Mutation nicht nur ansteckender sei, sondern auch „mit einer höheren Sterblichkeitsrate in Verbindung gebracht werden“ könne, sagte Premierminister Boris Johnson am Freitagabend in London.

 

Die Virusvariante hatte sich zuerst in London und Südengland verbreitet und wurde nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mittlerweile in rund 60 Ländern nachgewiesen, darunter auch Österreich.