Geheime Corona-Daten
ORF 2 | Eco | 15.04.2021 | 22:31 Uhr
Es war ja schon sehr ungewöhnlich, wie offen Rudolf Anschober bei seinem Rücktritt über
gesundheitliche Probleme gesprochen hat. Denn Krankheit, noch dazu psychische Krankheit, ist ja
noch immer ein ziemliches Tabu-Thema. Kaum jemand möchte, dass die Daten über den
persönlichen Gesundheitszustand öffentlich werden. Zu Recht will man hier ganz strengen
Datenschutz. Aber gerade in der Pandemie zeigt sich: Gesundheitsdaten werden viel zu wenig
analysiert. Das schadet dem Gesundheitssystem und der Wirtschaft. Es gibt zwar viele Daten, die
Wissenschaft hat aber keinen Zugang dazu. Vielleicht würden sich Lockdowns verhindern lassen,
wenn Gesundheitsdaten wissenschaftlich besser ausgewertet werden. Lisa Maria Kellermayr ist
Landärztin in Oberösterreich. Sie hat viele Corona-Patienten zu Hause behandelt und dabei schon
vor Monaten ein Asthmaspray eingesetzt, das durch eine Oxford-Studie jetzt als Wendepunkt in der
Bekämpfung von schweren Verläufen gefeiert wird. Am Wochenende teilt Kellermayr ihre
Erfahrungen auf Twitter. Das Posting wird zum Aufreger. Man habe einerseits eine meldepflichtige
Erkrankung andererseits ein rezeptpflichtiges Medikament. Man müsste diese Datensätze
zusammenführen, so Kellermayr. Wer die Corona-Daten eigentlich hat, ist recht unübersichtlich. Viele
werden von den Bundesländern erhoben. Vor allem geht es hier um Daten von Krankenhäusern,
speziell Intensivstationen. Die Sozialversicherung erhebt etwa Daten vom Verbrauch von
rezeptpflichtigen Medikamenten. Davon wiederum abgeschirmt sind die Daten der elektronischen
Gesundheitsakte ELGA GmbH, etwa zu den Impfungen. Ein schwer durchschaubares System.
Zusätzlich zu diesen Daten wurden in der Pandemie auch schon andere Daten gesammelt. Etwa
durch die Kontaktverfolgung über die “Stopp Corona”-App oder die Gästeregistrierung in Hotels und
Restaurants. Wirklich funktioniert hat das alles nicht.
O-Ton: Harald Oberhofer (Wirtschaftsuniversität Wien und Plattform Registerforschung), Peter
Klimek (Komplexitätsforscher), Lisa Maria Kellermayr (Allgemeinmedizinerin), Herwig Ostermann
(Geschäftsführer, Gesundheit Österreich), diverse Passanten (ungenannt), Thomas Lohninger
(Datenschützer, epicenter.works)