Editorial
Mag. pharm. Hans Jakesz
Chefredakteur pharmatime
h.jakesz@ptv.co.at
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!
Zu Redaktionsschluss dieserAusgabe stehenwir mitten im zweiten Lockdown, der härter ausgefallen ist als im Frühjahr. Ob allerdings alle Bevölkerungsgruppen die Maßnahmen genauso mittragen wie im 1. Halbjahr, als die Erkrankungszahlen gemessen an den jetzigen geradezu gering waren, wird unterschiedlich beschrieben.
Interessant ist ein Blick in die Vergangenheit und die Einschätzung der COVID-19-Entwicklung in Österreich. Am 6. Juni kam Gesundheitsminister Rudolf Anschober zu der Erkenntnis: Ich bin sehr optimistisch, dass es in Osterreichzu keiner zweiten Welle kommen wird.” Mittlerweile wissen wir es besser: Die zweite Welle hat Österreich heftiger getroffen als viele Nachbarländer. Noch im Oktober war Anschober überzeugt, dass es zu keinem 2. Lockdown kommenwerde und bezeichnete derartige Vermutungen als Ente, geradezu als Entenfarm; da ist nichts dran”. Die Folgen sind bekannt. Der Kanzler wusste es besser. Er meinte Ende September, wir erleben gerade den Beginn einer zweiten Welle”, und betonte am 29. November: Ich wollte einen harten Lockdown schon früher”.
Langsam scheint der Zick-Zack-Kurs der Bundesregierung schon System zu bekommen. Da nützen auch Eingeständnisse von Fehlern wenig. Als beispielsweise der steirische Landeshauptmann vor einigen Tagen betonte: Mir fällt kein Stein aus der Krone, wenn ich eingestehe, das eine oder andere falsch eingeschätzt zu haben.” Auch in der Bundesregierung scheint man sich nicht besonders einig zu sein. Der Bundeskanzler etwa sagte der Kleinen Zeitung: Wir werden auch nach dem 7. Dezember mit weiteren massiven Einschränkungen leben müssen”, während der Gesundheitsminister zwar von besorgniserregenden Zahlen, aber auch von einem Ende des Lockdowns spricht.
Vor einem solchen warnt der Komplexitätsforscher Stefan Thurner vom Complexity-Science Hub Vienna in einem Hintergrundgespräch am 30. November: Nehme man an, dass mit dem geplanten Ende des aktuellen Lockdownsalle gesetzten Maßnahmenzur Eindämmung aufgegeben würden, muss man zurzeit davon ausgehen, dass man wieder stark wachsende Fallzahlen haben wird”. Die Zeitspannen, in denen sich die Zahlen verdoppeln, wären dann voraussichtlich relativ kurz, was schnell wieder sehr hohe Zahlen bedeuten würde. Es wäre also sicher nicht sinnvoll, sämtliche Maßnahmen zurückzunehmen”. Viel hält er von den mittlerweile angelaufenen Massentests. Durch einen Massentest lasse sich vor allem Zeit gewinnen. Am besten wären solche Tests in sehr kurzen zeitlichen Abständen von wenigen Tagen” betonte Thurner-was natürlich unrealistisch ist. Allerdings gibt es viele-Menschen, die Angst vor einem Test haben, weil sie befürchten, dann in Quarantäne geschickt zu werden.
Zusammengefasst: Es ist höchste Zeit, bei allen noch vor uns liegenden Maßnahmen ein Höchstmaß an Gelassenheit an den Tag zu legen und uns nur davon leiten zu lassen, uns und unsere Nächsten zu schützen. Forscher haben die Wirksamkeit der gängigen Schutzmaßnahmen gegen Corona in Österreich geprüft und kommen zu dem Schluss: Maske, Lüften, Abstandhalten machen Sinn. Besonders hohe Ansteckungsgefahr wurde hingegen in Räumen erkannt, in denen laut gesprochen und schlecht gelüftet wird. Solange es noch keinen flächendeckenden Impfstoff in unserem Land gibt, müssen wir uns daran halten, auch wenn es manchmal noch so schwer fällt. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein trotz allem Frohes Weihnachtsfest und ein gesundes Neues Jahr, das diese Krise dauerhaft beendet.
Mit freundlichen Grüßen