Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat am Montag von “nach wie vor dramatisch hohen” Corona-Neuinfektionszahlen gesprochen. Aber man sehe erste Ansätze, dass die Maßnahmen “schrittweise” leicht zu wirken beginnen, so Anschober.
Die Zahlen müssten aber “noch einen weiten Weg nach unten gehen”, entscheidend seien die kommenden zwei Wochen. Mit dem 7. Dezember, dem angepeilten Ende des harten Lockdowns, wird “nicht alles wie vorher sein”, sagte der Grünen-Politiker.
Es werde Schutzmaßnahmen brauchen, betonte der Ressortchef. Damit soll vermieden werden, “nach den Feiertagen in eine dritte Welle zu stolpern”. Anschober sprach von einem “gezielten, gesicherten Öffnen”.
3.145 Corona-Neuinfektionen sind in den vergangenen 24 Stunden gemeldet worden. Allerdings werden an Sonntagen immer “deutlich weniger Tests eingemeldet”, relativierte Anschober Montagvormittag.
Am vergangenen Montag, dem 16. November (dem ebenfalls ein testreduzierter Sonntag vorausgegangen war), betrug die Vergleichszahl noch 4.657 – also 1512 mehr. Die aktuell geringere Zahl an Neuinfektionen solle motivieren, die Maßnahmen weiter mitzutragen.
In den vergangenen 24 Stunden starben weitere 71 Patienten mit oder an Covid-19. Insgesamt forderte die Pandemie in Österreich damit laut Aussendung des Innenministeriums 2.459 Menschenleben. In Alters- und Pflegeheimen gab es seit Sonntag ein Plus von vier Erkrankten (insgesamt 2.748 aktive Fälle), das ist “ein leichter Rückgang im Wachstum”, wie Anschober sagte. Vorfreude sei aber noch nicht geboten. Elf Bewohner derartiger Einrichtungen starben, somit erhöhte sich die Gesamtzahl an Covid-Toten in Alters- und Pflegeheimen auf 944.
Mit Stand Montag sind laut Innenministerium 175.527 mit Covid-19 infizierte Personen seit Beginn der Zählung wieder genesen. Derzeit befinden sich 4.548 Personen aufgrund des Coronavirus in krankenhäuslicher Behandlung (laut Anschober ein Plus von 90) und davon 685 auf Intensivstationen.
Die Neuinfektionen seit der letzten Meldung teilen sich auf die Bundesländer wie folgt auf: Burgenland 149, Kärnten 215, Niederösterreich 592, Oberösterreich 558, Salzburg 242, Steiermark 330, Tirol 323, Vorarlberg 157, Wien 579.
Bundesheer plant Massentests
Das Bundesheer, das die Logistik und die Organisation der geplanten Massentests übernimmt, befindet sich unterdessen in der Planungsphase. Man habe erst seit einigen Tagen den konkreten Auftrag und daher gebe es noch Abstimmungsbedarf, hieß es aus dem Ressort auf APA-Anfrage am Montag. Das Heer übernimmt Logistik und Organisation, muss aber einen entsprechenden Auftrag und damit eine rechtliche Grundlage für den Einsatz dazu bekommen, etwa vom Gesundheitsministerium.
Derzeit finden laufend Planungs- und Abstimmungsgespräche statt und zwar auf mehreren Ebenen: Im Ressort bis auf Militärkommandoebene sowie mit den jeweiligen Organisationen wie Rotes Kreuz und Feuerwehr, die ebenfalls eingebunden werden. Auf höherer Ebene findet etwa heute, Montag, Abend eine Videokonferenz von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), Bildungsminister Heinz Faßmann und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (beide ÖVP) mit Landeshauptleuten und Gemeindevertretern statt. Ziel der Abstimmung mit den Ländern ist ein koordiniertes Vorgehen mit den jeweiligen Gesundheitsbehörden. Im Vorfeld gibt es immer mehr Kritik daran, dass die Zeit zu knapp ist und man zwölf Tage vor Beginn des Tests noch gar nichts wisse.
Beginnen sollen die Corona-Massentestungen am Wochenende vom 5./6. Dezember und somit zum Ende des harten Lockdowns mit den 200.000 Lehrern und Kindergartenbetreuern. Am Montag und Dienstag (7./8.) folgen dann die 40.000 Polizisten. Kurz vor Weihnachten ist eine breit angelegte Testreihe für die gesamte Bevölkerung geplant. Die Teilnahme an all diesen Tests ist freiwillig.
Soldaten des österreichischen Bundesheeres haben die Massentests in der Slowakei Ende Oktober/Anfang November begleitet und dort Erfahrungen gesammelt, die nun von Nutzen sind. Auch die Massentests vergangenes Wochenende in Südtirol haben sich Vertreter des Verteidigungsministeriums aus der Nähe angesehen. Generalmajor Rudolf Striedinger, Stabschef des Verteidigungsministerin, war vor Ort, um sich ein Bild zu machen.
Welche Rolle das Bundesheer bei den österreichischen Massentests genau und wo haben wird, wie die Teststationen organisiert sein werden, wie viele Personen dabei eingesetzt sein werden, “ist noch Gegenstand intensiver Abstimmung mit allen beteiligten Organisationen: Vom Gesundheitsministerium, über die Länder und Gemeinden bis zur Feuerwehr und den Rettungsorganisationen”, hieß es aus dem Ministerium. Die konkrete Festlegung der Standorte für die Teststationen liegt in der Zuständigkeit der Länder, im Zusammenwirken mit den Gesundheitsbehörden, den Bildungsbehörden sowie den Gemeinden.