Dies würden sie tun – “gleichgültig, ob es Finanzsysteme, Demokratiemodelle, Klimaherausforderungen oder gesellschaftliche Ungleichheiten und deren bedrohliche Auseinanderentwicklung sind”, so Jury-Vorsitzende Elisabeth Nöstlinger am Donnerstag in einer Aussendung. Seitens der Ärztekammer wird auch auf die Rolle der beiden Wissenschafter in der Corona-Pandemie verwiesen. Dabei würden sie “mithilfe von Big Data und Einbeziehung unterschiedlicher Daten, die sie von Behörden und Institutionen erhalten, Prognosen zur weiteren Entwicklung der Pandemie abgeben. Dabei verknüpfen sie unterschiedliche Informationen und potenzielle Einflussfaktoren miteinander”.
Der Ehrenring soll am 7. Oktober im Rahmen einer Wiener Vorlesung im RadioKulturhaus verliehen werden. Die Laudatio wird die Wissenschaftsforscherin Helga Nowotny halten, die auch wesentlich zur Gründung des Complexity Science Hub (CSH) Vienna beigetragen hat, den Thurner leitet und wo auch Klimek tätig ist. Beide arbeiten auch am Institut für die Wissenschaft komplexer Systeme der Medizinischen Universität Wien. Bei der Veranstaltung wird auch der Wiener Philosoph Wolfgang Burger für sein Lebenswerk mit dem Watzlawick-Ehrenpreis ausgezeichnet.
“Jedes komplexe System hat Netzwerke in sich. Das Verständnis dieser Netzwerke ist die Quintessenz, um komplexe Systeme zu verstehen, wie sich diese dynamisch verhalten, wie sie auf Stress reagieren, Robustheit zeigen oder kollabieren. Erst wenn man weiß, wie die Bausteine miteinander in Beziehung stehen, kann man ein System verstehen”, so Thurner, der seit Jahren eng mit Klimek zusammenarbeitet. Derzeit stehen dabei Krankheiten und Verbreitung von Krankheiten im Fokus ihrer Tätigkeit: “Wir wollen wissen, wie Krankheiten entstehen und wie sie sich ausbreiten können. Dabei gehen wir von mehreren Netzwerken aus, die ihre Funktion nicht oder nur teilweise erfüllen.”
Der Ehrenring wird laut Ärztekammer an Persönlichkeiten verliehen, die in ihrem Werk und in ihrer Forschung jenen disziplinübergreifenden, humanistischen Ansatz verfolgen, der den österreichischen Kommunikationstheoretiker, Psychotherapeuten und Mitbegründer der Theorie des radikalen Konstruktivismus Paul Watzlawick (1921-2007) auszeichnete. Bisherige Preisträger waren u.a. Rüdiger Safranski, Friedrich Achleitner, Ruth Klüger, Konrad Paul Liessmann, Franz Schuh, Ulrike Guérot und Robert Pfaller.