Unbeschwerte Weihnachten in weiter Ferne
Um bedenkenlos unter dem Christbaum zu feiern, sind Coronazahlen wie im Sommer nötig.
WIEN. 200. Das ist eine der Zahlen, an denen man den Erfolg des Lockdowns festmachen kann, der mit Dienstag, 0.00 Uhr, beginnt. Mediziner sagten, dass 200 Patientinnen und Patienten, die an Covid-19 leiden, auf den Intensivstationen in den Spitälern behandelt werden können, ohne dass der andere Betrieb in Mitleidenschaft gezogen wird. Diese 200 entsprechen etwa zehn Prozent aller Intensivbetten, die es in Österreich gibt.
Derzeit haben wir knapp 600 Personen auf den Intensivstationen”, sagt der Komplexitätsforscher Peter Klimek vom Complexity Science Hub Vienna (CSH). Um das Ziel von maximal 200 Personen zu erreichen, müssten die derzeitigen Infektionszahlen von im Durchschnitt etwa 7000 pro Tag auf deutlich unter 2000 Anfang Dezember sinken. Aber auch das sei wahrscheinlich zu wenig, damit es anschließend einen stabilen Verlauf der Pandemie gebe.
„Wie schnell die Zahlen ansteigen können, hat man in den vergangenen Wochen gesehen.” Und je höher das Anfangsniveau sei, umso rascher komme man in einen kritischen Bereich, vor allem, was die Neuinfektionen pro Tag über einen längeren Zeitraum hinweg sei die Überlastung der Intensivstationen der Spitäler absehbar.
In den drei Wochen des Lockdowns sei es zudem wichtig, sich auf die Zeit danach vorzubereiten, sagt Klimek. So müsste dann die Nachverfolgung von infizierten Personen deutlich besser funktionieren, es müsste für den Handel, die Schulen und die Gastronomie bessere Hygienekonzepte geben und auch die neuen Testmöglichkeiten müssten genutzt werden.
Sind die Fallzahlen niedriger, müssten Coronamaßnahmen auch wieder stärker nach Regionen und möglichst nicht landesweit erfolgen: Das System mit der Ampel war an sich gut konzipiert, aber es ist an der praktischen Umsetzung gescheitert”, sagt Klimek. Wenn das nicht funktioniere, dann gehe man nach dem 6. Dezember Weihnachtsgeschenkekaufen und möglicherweise Ende Jänner in den nächsten Lockdown. Und er macht auch klar, wo seiner Meinung nach die täglichen Infektionszahlen liegen müssten, um als Großfamilie gemeinsam unter dem Christbaum Weihnachten unbeschwert feiern zu können: Auf jeden Fall im zweistelligen Bereich.”
An schärferen Coronamaßnahmen habe aber kein Weg vorbeigeführt. In den vergangenen zwei Wochen seien rund 0,5 Prozent der Bevölkerung positiv getestet worden. Gehe man davon aus, dass die Dunkelziffer doppelt so hoch oder drei bis vierfach höher liegt, sei klar, dass bei größeren Menschenansammlungen mit hoher Wahrscheinlichkeit auch immer Infizierte anwesend seien, sagt Klimek. Das Virus ist jetzt so breit in allen Settings und Bevölkerungsgruppen drinnen, dass man auch in jedem Bereich nachschärfen musste”, erklärt der Komplexitätsforscher.
Der leichte Lockdown, bei dem vor allem bei den Freizeitkontakten angesetzt worden war, hat nicht das Erhoffte gebracht. Da es zudem Probleme mit der Datenübertragung gegeben habe, sei auch der weitere Verlauf der Pandemie schwer vorherzusagen. Tatsache sei aber, dass ein harter Lockdown ein effizientes Mittel sei, um die Pandemie einzubremsen. Allerdings könnte auch eine Kombination von mehreren gelinderen Maßnahmen ein beinahe gleiches Ergebnis bringen. Die Voraussetzung dafür sei aber, dass man die richtigen Maßnahmen kombiniere.