Berufsstudie: Wann Sie mit Erfolg rechnen können

Ihre Karriere dümpelt vor sich hin? Keine Panik, vielleicht steht Ihr Durchbruch kurz bevor. Wissenschaftler haben untersucht, ob sich eine Erfolgssträhne vorhersagen lässt.

Von Julia Köppe
Peter Jackson
REUTERS

Peter Jackson
Montag, 16.07.2018 13:52 Uhr

 

Kaum jemand hätte darauf gewettet, dass Peter Jackson einmal zu einem der erfolgreichsten Regisseure unserer Zeit aufsteigen würde. Zu krude war sein Filmdebüt “Bad Taste”, in dem es zusammengefasst um außerirdische Gastronomen geht, die für ihre intergalaktische Burgerkette die Bewohner einer neuseeländischen Küstenstadt verwursten.

Bis 2001 fristete Jackson eher das Dasein eines neuseeländischen Nischenregisseurs, doch dann kam “Der Herr der Ringe” in die Kinos und Jackson avancierte quasi über Nacht zur ganz großen Nummer in Hollywood. Die Trilogie um den Hobbit Frodo Beutlin sammelte gleich 17 Oscars ein, drei der goldenen Statuen gingen an Jackson.

Es hätte kaum besser für ihn laufen können. Doch wann genau stellen sich Erfolgssträhnen in einer Karriere ein? Und lässt sich so etwas überhaupt vorhersagen?

90 Prozent erleben Glückssträhne

Das wollten US-Forscher genauer wissen und analysierten den Werdegang von fast 3500 Künstlern, mehr als 6200 Regisseuren und 20.000 Wissenschaftlern, wie sie im Fachblatt “Nature” berichten. Gradmesser für den Erfolg waren beispielsweise, wie viel Geld die Kunstwerke bei Auktionen einbrachten, wie gut die Filme bewertet wurden oder wie oft die Studien der Wissenschaftler zitiert wurden.

Fazit: Das Beispiel von Jackson ist laut den Forschern typisch für den Verlauf einer Karriere. Etwa 90 Prozent der Untersuchten erlebten mindestens einmal eine Phase, in der sie einen Erfolg nach dem anderen einfuhren. Allerdings analysierten sie nur Personen, die mehrere Jahre in ihrem Beruf gearbeitet hatten. Über alle, die nur einen Kinofilm, ein Bild oder einen Fachartikel ablieferten, sagt die Studie deshalb nichts aus.

Dennoch sind sich die Forscher sicher, dass die meisten in ihrer Karriere eine Erfolgssträhne erleben. “Man muss sich nur den Lebenslauf berühmter Menschen anschauen”, sagt Physiker Dashun Wang, der an der Studie mitgearbeitet hat, dem SPIEGEL.

 

Das “Wunderjahr 1905”

1905 sei beispielsweise für Albert Einstein das “Wunderjahr” seiner Karriere gewesen. Damals veröffentlichte er nicht nur seine Dissertation, sondern gleich vier bahnbrechende Arbeiten – darunter die Deutung des Photoeffekts und die Erklärung der Brownschen Bewegung. Die Erfolgssträhne von Vincent van Gogh habe begonnen, als er 1888 von Paris ins südfranzösische Arles zog. In nur 16 Monaten schuf van Gogh damals ganze 187 Gemälde.

Doch wann genau tritt diese Phase ein, in der sich ein Erfolg an den anderen reiht? Darüber streiten Forscher seit Langem. Die einen glauben: Wer einmal erfolgreich war, wird es wieder sein, auch wenn die gegenwärtigen Leistungen eher enttäuschen.
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Soziologen sprechen vom Matthäus-Effekt – eine Anspielung auf das Gleichnis aus dem Matthäusevangelium: “Denn wer da hat, dem wird gegeben ……” Nach dieser Theorie müsste sich der größte Erfolg etwa in der Mitte der Karriere einstellen, wenn die Erfolge noch nachhallen, bevor sie allmählich verblassen.

Die anderen sagen: Erfolg lässt sich nicht vorhersehen, sondern stellt sich zufällig ein. Das stützen Studien, in denen die Karriere von Wissenschaftlern analysiert wurde. Demnach hat das Alter offenbar keinen Einfluss auf den Zeitpunkt eines Geniestreichs. Vielmehr komme es auf die Produktivität an, nach dem Motto: Viel hilft viel – und wer fleißig arbeitet, dem gelingt der Durchbruch.

 

Erfolgssträhne hängt nicht von Produktivität ab

Doch wer hat nun recht? Laut der aktuellen Studie liegt die Antwort irgendwo dazwischen: Demnach lässt sich eine Erfolgssträhne nicht vorhersagen, sondern tritt zufällig auf – bei einigen gleich am Anfang der Karriere, bei anderen am Ende oder eben in der Mitte.

Mit einer gesteigerten Produktivität hat das aber nichts zu tun, schreiben die Forscher. Die untersuchten Personen veröffentlichten also nicht mehr Werke, sondern einfach bessere oder zumindest welche, die größere Aufmerksamkeit erzeugten. Wer auf den großen Durchbruch wartet, kann sich also entspannen und muss sich gedulden.

Ob sich die Erkenntnisse jedoch tatsächlich auf andere Berufsgruppen übertragen lassen, können die Forscher nicht mit Sicherheit sagen. Sie glauben aber, zumindest ein Grundmuster gefunden zu haben.

Eines sei den Erfolgssträhnen in jedem Fall gemein: Sie enden irgendwann. Peter Jacksons erstes Projekt nach dem Riesenerfolg mit “Herr der Ringe” war “King Kong” – der aufwendig produzierte Film spülte zwar Millionen in die Kinokassen, blieb aber hinter den Erwartungen zurück. Außerdem denkt Jackson weiterhin über eine Fortsetzung von “Bad Taste” nach.