Wenn die Farbe der Corona-Ampel wechselt

 

 

Für die Corona-Ampel ist nicht nur die Zahl der positiven Tests entscheidend. Es gelten noch andere Parameter.

Corona-Ampel geht in die Generalprobe. Gestiegene Neuinfektionen für Experten Fidler kein Grund zur Sorge.

 

BREGENZ Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Vorarlberg ist wieder deutlich angestiegen. Zwar lässt das geplante Corona-Ampelsystem des Gesundheitsministeriums noch auf sich warten. Eine andere Corona-Ampel, nämlich jene des Complexity Science Hub (CSH), zeigt für die Vorarlberger Bezirke aber bereits kein grünes Licht mehr an.

Mehr Parameter

Abgebildet wird die Zahl der positiv getesteten Fälle pro 10.000 Einwohner in den letzten 14 Tagen. Bei weniger als einem Fall leuchtet der Bezirk grün, bei weniger als zehn gelb und ab zehn rot. Nach dieser Methode strahlen alle vier Vorarlberger Bezirke derzeit gelb. Ist das beunruhigend? „Nein“, sagt der Public Health-Experte Armin Fidler vom MCI Innsbruck. Fidler zählt zu den 19 stimmberechtigten Mitgliedern der Corona-Kommission, die Leitlinien für die „offizielle“ Risiko-Ampel des Ministeriums erstellt. Auch Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) betont: „Im Moment wäre die Ampel für ganz Vorarlberg grün.“

Erstens habe das CSH ein eigenes Instrument entwickelt, erläutert Gesundheitsexperte Fidler. Und zweitens arbeite die Kommission anders. Für die Ampel werden nicht nur die Neuinfektionen, sondern weitere Indikatoren herangezogen: Neben einer siebentägigen Entwicklung der Fallzahlen sind das Clusteranalysen, der Anteil der positiven Ergebnisse bei den Tests und die Kapazitäten in den Spitälern. „Alle Parameter fließen in die Analyse ein.“ Ziel ist es, die Situation in den Bundesländern und bis auf Bezirksebene in vier Ampelphasen – grün, gelb, orange und rot – zu bewerten.

„Wir wissen derzeit genau, woher die Infektionen kommen“, sagt Fidler. „Wenn ich 20 neue Fälle habe und weiß, sie lassen sich auf ein Flüchtlingsheim oder einen Freundeskreis zurückführen, der in Kroatien Urlaub gemacht hat, dann sind das zwar viele Fälle, doch wenn diese Menschen getestet und abgesondert werden, macht mir das nicht rasend große Sorgen.“ Schlimmer wäre es, könnten die Infektionen und Cluster nicht nachvollzogen werden. Auch was die anderen Parameter angeht, etwa die Spitalsbetten, sieht der Experte keinen Grund zur Beunruhigung.

Start im September

Die Corona-Kommission tagt wöchentlich. Im Regelbetrieb können mehr Treffen stattfinden. Zuletzt wurden bereits einige Bezirke durchgespielt. Kommende Woche gibt es eine Generalprobe. Offiziell starten soll das System am 3. September. Die Kommission in Wien besteht aus fünf Fachexperten aus Epidemiologie, Virologie, dem medizinisch-klinischen Bereich und der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), sowie neun Vertretern aus den Bundesländern, darunter Armin Fidler.

Im Land gibt es ein eigenes Team. Dessen Kopf, der Leiter des Infektionsteams, beobachte täglich die Lage, schildert Rüscher. Sobald eine Änderung der Ampelfarbe möglich wäre, berät er sich mit den übrigen Teammitgliedern – vier Medizinern – darüber, welche Einstufung und welche Maßnahmen Sinn machen. Fidler bringt die Ergebnisse in der Corona-Kommission in Wien ein. Diese überprüft sie und veranlasst nach einer Abstimmung dieselbe Einstufung auf der österreichweiten Corona-Ampel. Die Entscheidung kommt von der Politik. Welche Maßnahmen bei der jeweiligen Ampelfarbe zu treffen sind, ist derzeit noch nicht bekannt.

Kompliziertes Unterfangen

Möglich sind jedenfalls Empfehlungen und Verordnungen. Für den Bezirk oder eine Region muss dann die Bezirksverwaltungsbehörde Verordnungen beschließen, für mehrere Gemeinden bezirksübergreifend oder das gesamte Bundesland der Landeshauptmann. Darüber hinaus ist der Gesundheitsminister zuständig. Die Ampelschaltung sei ein kompliziertes Unterfangen, sagt Fidler. In der Generalprobe sollen letzte Fragen geklärt werden. „Wir wollen, dass die Ampel relativ stabil bleibt. Wenn das Licht ständig hin und her flackert, bringt uns das nichts. Dann können das die Menschen nicht mehr nachvollziehen.“