Was passieren würde, wenn die ukrainische Landwirtschaft stillsteht
Warum lokale Schocks in der Landwirtschaft sich global auf die Lebensmittelversorgung auswirken.
Der russische Überfall auf die Ukraine und blockierte Schwarzmeerhäfen haben im Vorjahr dazu geführt, dass die Lebensmittelpreise global Kapriolen schlugen. Dabei ist die ukrainische Landwirtschaft seit Kriegsbeginn nie ganz zum Erliegen gekommen. Was ein vollständiger Ausfall der landwirtschaftlichen Produktion in dem osteuropäischen Land für die globale Lebensmittelversorgung bedeuten würde, hat der Complexity Science Hub (CSH) in einer neuen Studie simuliert. Am stärksten wäre in diesem Fall Südeuropa betroffen, wo die Verfügbarkeit von 19 der 125 untersuchten Produkte um mehr als zehn Prozent zurückgehen würde.
Die Studie zeigt aber auch: Indirekt abhängig zu sein – also nicht vom Produkt selbst, sondern von Inhaltsstoffen oder anderen Inputs – wiegt mitunter deutlich schwerer, als direkt abhängig zu sein. Fällt etwa die Maisproduktion in der Ukraine aus, führt das zu einem Rückgang von 13 Prozent bei der Verfügbarkeit von Schweinefleisch in Südeuropa. Produziert die Ukraine kein Schweinefleisch mehr, hätte das lediglich einen Effekt von einem Prozent.
Lokaler Schock
Die CSH-Experten weisen darauf hin, dass es neben Kriegen auch vielfältige Ursachen dafür geben kann, dass die landwirtschaftliche Produktion in einer Region ausfällt – zum Beispiel Extremwetter, Pandemien und Wirtschaftskrisen. Sie betonen, wie wichtig es sei, die wechselseitigen Abhängigkeiten in der globalen Lebensmittelversorgungskette besser zu verstehen.
Denn die am Donnerstag in der Fachzeitschrift „Nature Food“ erschienene Studie zeige, wie weit lokale Schocks in der Nahrungsproduktion global ausstrahlen können. „Bei der Abschätzung von Verlusten und der Ausarbeitung wirksamer Maßnahmen müssen unbedingt sowohl direkte als auch indirekte Auswirkungen berücksichtigt werden“, so der CSH. (luis)