Eigentlich sollte es am Montag nur noch um die Details des Lockdowns vom 1. bis zum 6. April gehen. Es kam anders: Eine letzte Abstimmungs-Konferenz per Video zwischen Minister Rudolf Anschober (Grüne) und den Landeshauptleuten entpuppte sich im Laufe des Nachmittags als neuer kleiner Ostgipfel mit Zuschaltungen des Bundeskanzleramtes und mehrerer Fachleute.

Denn die Lage auf den Intensivstationen spitzt sich zu: In Wien mussten am Montag bereits mehr als 200 Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen behandelt werden. Die burgenländischen Spitäler gingen am Montag in den Notbetrieb: Operiert wird nur mehr in lebensbedrohlichen Fällen.

Ludwig spricht sich für längeren Lockdown aus

 

Das Ergebnis der bisherigen Gespräche: Die “Osterruhe” zur Eindämmung der Coronakrise wird in Wien bis 11. April verlängert. Das wird der Bund eigens verordnen, wie Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Montag erläuterte. Er habe Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) gebeten, dies zu tun, sagte er.

 

Niederösterreich und das Burgenland wollen die weitere Entwicklung abwarten. Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) soll auch angeregt haben, am Ostermontag wieder einen Gipfel mit allen Ländern einzuberufen, steigen doch die Infektionszahlen wieder bundesweit. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) forderte andere Bundesländer auf, dem Beispiel der Bundeshauptstadt zu folgen. Der Dialog mit den anderen Landeshauptleuten werde fortgesetzt.

 

Komplexitätsforscher Peter Klimek zeigt sich im Gespräch mit der “Wiener Zeitung” wenig überrascht ob solcher Überlegungen. Seit den letzten Prognosen seien zwar die Fallzahlen weniger stark angestiegen, die Intensivbetten aber hätten sich rascher gefüllt als noch vor Kurzem angenommen. “Es geht nun darum, rasch aus dieser Situation rauszukommen”, sagt Klimek.

 

Dazu reiche ein Einbremsen der Fallzahlen nicht, es brauche eine deutliche Trendumkehr: “Diese müssen nun schnell und merklich abgesenkt werden.” Sowohl Be- als auch Entlastung der Intensivkapazitäten hinken dem Infektionsgeschehen um ein bis zwei Wochen hinterher.

 

“Bei einer Aufenthaltsdauer von durchschnittlich zehn bis zwölf Tagen kann es drei, vier Wochen dauern, bis man Effekte sieht”, sagt Klimek. Die Ampel-Kommission hatte sich bereits vergangenen Freitag dafür ausgesprochen, den Lockdown auf alle Bundesländer bis auf Vorarlberg auszuweiten. Dieser Empfehlung schließt sich Klimek an.

 

Klar ist jedenfalls, dass mit dem Lockdown-Ost Ausgangsbeschränkung von 0 bis 24 Uhr anstatt von 20 und 6 Uhr früh kommen. Ausgenommen sind wieder Hilfe in Notfällen, Grundbedürfnisse wie Lebensmittel- oder Medikamenteneinkäufe, “körperlichen und psychischen Erholung” und berufliche Gründe. Der Handel bleibt also mit Ausnahme vom Lebensmittelhandel, Tierbedarf, Apotheken, Drogerien und Trafiken geschlossen. Diese sollen wohl nur typisches Warensortiment anbieten dürfen, was etwa Lebensmittel in Supermärkten wären, nicht aber Spielzeug. Auch sogenannte körpernahe Dienstleistungen wie Haarschneiden, Massagen oder Fußpflege haben an diesen Tagen zu; genauso wenig dürfen Museen und Tiergärten öffnen.

Ausreisetestpflichten in anderen Bundesländern

 

Klar ist auch, dass weder der Ausflug in einen steirischen oder oberösterreichischen Baumarkt aus den drei Bundesländern noch eine Shoppingtour oder Friseurbesuche über Landesgrenzen hinweg erlaubt sein werden. Aus den Treffen zweier Haushalte, also von vier Erwachsenen mit sechs aufsichtspflichtigen Kinder, wird wieder der Besuch einer Person.

 

Wels schließt wegen der steigenden Zahl der Corona-Infektionen ab Dienstag Museen, Jugendtreffs, das Medienkulturhaus, Stadtarchiv und Stadtbücherei. Ab Mittwoch wird für ganz Nordtirol und den Bezirk Kufstein eine Ausreisetestpflicht eingeführt – so wie im Vorarlberger Leiblachtal, wo die Sieben-Tages-Inzidenz aktuell bei 592 liegt, weit über jener Vorarlbergs sonst mit 104.

 

Grund in Tirol ist allerdings ein verstärktes Auftreten der britischen Virusmutation mit dem Merkmal E484K, weswegen Forschern zufolge Sars-Cov-2-Infektionen trotz Antikörpern oder Impfung möglich bleiben (mehr dazu: Seite 19). Derzeit gibt es in Tirol 216 aktiv positive Fälle dieser Variante. Die Testpflicht soll bis inklusive 14. April gelten. Bis Mittwoch sollen im Bezirk Kufstein darüber hinaus die Testkapazitäten etwa mit PCR-Gurgeltests ausgebaut werden, hieß es am Montag. (apa/mad)