Wien. Aus zusammengefassten und anonymisierten Bewegungsdaten von Mobilfunknutzern lassen sich wichtige Schlüsse über die Verbreitung von Epidemien ziehen. Gleichzeitig brauche es weitreichende Zusammenarbeit von Wissenschaft, Unternehmen, Datenschützern und öffentlichen Stellen, um Datenschutz zu gewährleisten und Missbrauch zu verhindern, wie ein Forscherteam im Fachjournal “Science Advances” betont.

Analyse und Gefahr

In der Arbeit skizzieren die Experten, wie in der aktuellen Corona-Krise auf Basis von Handydaten das Verhalten der Bürger analysiert sowie gesetzte Maßnahmen und deren Wirkung sinnvoll nachvollzogen werden können. Der Ansatz biete zahlreiche Möglichkeiten, in einer Pandemie rasch und nachvollziehbar Entscheidungen zu treffen, wenn es etwa Hinweise auf Clusterbildung gebe oder es zu anderen unerwünschten Entwicklungen komme, schreiben die Wissenschafter. Das lasse sich anhand zahlreicher Forschungsergebnisse ablesen.

Dazu brauche es eben nicht nur Infektionsdaten, sondern auch möglichst aktuelle Informationen über das menschliche Verhalten, “im Speziellen zur Mobilität und zu Kontakten”, betonen die Wissenschafter. Um hier sinnvolle Lösungen zu entwickeln, sollten Teams aus Regierungsvertretern, Mobilfunkfirmen, Technologieunternehmen wie Google, Facebook oder Apple und Wissenschaftern gebildet werden. Als Grundlage sollten vor allem anonymisierte Bewegungsdaten genutzt werden, in denen jeweils Informationen über mehrere Bürger zu einer größeren Einheit zusammengefasst werden. Deren Verwendung sei auch mit der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) vereinbar.

Auch angesichts der drängenden Zeit dürfe es nicht zu Verschlechterungen bei Bürgerrechten und Datenschutz kommen, betonen die Forscher. Arbeiten hier Mobilfunkanbieter mit demokratisch gewählten Regierungen und Wissenschaftern zusammen, sei das “weniger problematisch, als die Verwendung von personenbezogenen Daten zu Aufenthaltsorten, die von gewinnorientierten Firmen gesammelt werden”.